70% der Pflegekräfte sind im Job unzufrieden

Beunruhigende Zahlen aus einer Umfrage unter Pflegekräften zeigen: Die Unzufriedenheit ist groß, viele planen sogar, den Beruf zu verlassen. Was sagt das über die Bedingungen in der Pflegebranche aus? Und wie können wir das ändern?

Eine Pflegerin sitzt schlapp an der Wand.

Rund 70% aller Pflegekräfte sind in ihrer beruflichen Situation unzufrieden. Das nennt man in der Politik Wechselstimmung. Und genau so ist es auch: etwa 50% aller Befragten planen, den Arbeitsplatz oder sogar die Branche zu wechseln. Bei einem heute schon sehr knappen Personalbesatz in vielen Kliniken, Krankenhäusern und Pflegeheimen würde sich das Personalproblem weiter verschärfen.

Die Umfrage-Ergebnisse im Detail

Unsere Online-Befragung wurde unterstützt von Pflege- und anderen Facebook-Blogs im Bereich Gesundheit und im speziellen in der Pflege. Diese Fach-Blogs haben eine sehr gute Resonanz unter Pflegefachkräften und wir gehen davon aus, dass wir über diese Online-Präsenz auch die richtige Zielgruppe erreicht haben. Die Online-Umfrage erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, ist aber aufgrund der hohen Teilnehmerzahl (588) ausreichend valide, um ein gutes Stimmungsbild zu zeichnen.

Das Ergebnis ist sehr eindeutig, klar und unverblümt: von 588 Teilnehmern haben 410 eindeutig ihre berufliche Situation als „sehr unzufrieden“ markiert, und viele planen aktuell einen Beruf- oder Arbeitgeberwechsel. Damit senden fast 3/4 der Teilnehmer ein stark negatives Signal. Das ist ein Alarmzeichen. 

Und besonders dramatisch: etwa 34% aller Teilnehmer wollen explizit raus aus der Branche und würden damit der Pflege verloren gehen. Dieses fatale Ergebnis bestätigt sich auch in den Statistiken der Arbeitsagentur. Die Verweildauer in Pflegeberufen sinkt und ist bereits heute mit rund 7,5 Jahren inklusive der Ausbildung sehr niedrig. 

Frage: Die Situation in der Pflege: zufrieden ... auf dem Absprung ... oder geht es zähneknirschend weiter? Wie sieht es bei dir aus?

  • 4%    ... Ich bin zufrieden. Für mich ist das der Traumjob. Und ich bin auch mit meinem Arbeitgeber zufrieden.
  • 21%  ... Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden. Ich mag den Beruf, habe einen sicheren Arbeitsplatz und komme (noch) ganz gut klar mit der starken Belastung.
  • 22%  ... Ich bin weniger zufrieden. Mir passen die Arbeitsverhältnisse mit permanenter Überbelastung hier nicht und  ich überlege den Arbeitgeber zu wechseln.
  • 20% ... Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Aber ich habe kaum eine Alternative. Ich brauche den Verdienst und was soll ich sonst machen?
  • 33% ... Ich habe mich total verkalkuliert. Für mich war die Pflege mal ein Traumberuf und eine Berufung. Ich bin   völlig desillusioniert und wechsele sofort die Branche, wenn ich eine halbwegs interessante Alternative finde - wo und was auch immer.

Persönliche Kommentare belegen die fatale Stimmung

In teilweise emotionalen und persönlichen Kommentaren haben die Teilnehmer deutlich zum Ausdruck gebracht, dass es für sie nicht primär nur um eine Gehaltserhöhung geht. Einige Teilnehmer fühlen sich regelrecht „ausgenutzt“ und formulieren, dass sie sowieso wenig verdienen und dann auch noch für die dünne Personaldecke in der Pflege mit Überstunden und kaum planbarer Freizeit "belohnt" werden. 

Der Querschnitt der Kommentare zeigt kein einheitliches Bild. Mehrfach wurde darauf verwiesen, dass seit Jahren politisch viel geredet wird, sich die Situation im Pflegeberuf aber kaum verändert. Ein Kommentar bringt eine häufige Sichtweise auf den Punkt: „… Ohne den Enthusiasmus von vielen Pflegern und Pflegerinnen für ihren Beruf könnten viele Kliniken und Pflegeheime den Betrieb überhaupt nicht mehr gewährleisten. Und die Stimmung wird immer gereizter und schlechter … „

Personalbindung wird zum entscheidenden Faktor

Die Wechselstimmung ist in der Tat für viele Kliniken und Pflegeheime eine Gefahr. Wer dauerhaft den Patienten eine gute Behandlungsqualität garantieren will, braucht einen motivierten und gut ausgebildeten Personalstamm.

Denn die Fluktuation hat ja nicht nur zur Folge, dass Personallücken entstehen, sondern

  • die Rekrutierung und Einarbeitung von Pflegekräften kostet Zeit und verschlingt Geld,
  • der Einsatz von Personaldienstleistern bei Personalengpässen ist teuer und teurer, und
  • auch die Attraktivität des Arbeitgebers sinkt zwangsläufig bei steigender Fluktuation.

Und die Erfahrung zeigt, Kliniken und Pflegeheime mit motivierten und engagierten Mitarbeitern geben auch nach außen hin ein besseres Bild ab. Und das positive Arbeitgeberimage ist für die Rekrutierung in der Pflege sehr entscheidend. Denn Pflegepersonal wird zum größten Teil immer noch regional gesucht, und ein loyaler Mitarbeiterstamm sorgt im engen regionalen Netzwerk für ein positives Arbeitgeberbild. Über Social Media werden Stimmungen und Stimmen sehr schnell zu einem starken Gegenwind bei der Personalbeschaffung oder - im positiven Falle - zu einer wirklichen Unterstützung und Rückenwind.

Aus den vielen Kommentaren und Bemerkungen lassen sich - neben einem attraktiven Gehaltspaket - vor allem 3 wichtige Anforderungen immer wieder finden. Es geht sehr oft um die Themen Wertschätzung, Flexibilität und vor allem auch um Rücksicht auf die Belange der Mitarbeiter etwa bei Dienst- und Urlaubsplänen. Damit - so meinen wir - sind auch die Themen für eine gezielte Personalentwicklung in der Pflege definiert. 

Umfragezeitraum: März 2017


Letzte Aktualisierung
05.07.2023
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildnachweis
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