Physiotherapie: Beruf, Ausbildung und Perspektiven

Entdecken Sie die Welt der Physiotherapie! Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Behandlungsmethoden, Ausbildungsinhalte, Verdienstmöglichkeiten und vielfältigen Berufsaussichten dieses unverzichtbaren Gesundheitsberufs.

Eine Physiotherapeutin hilft einem Patienten auf einer Yogamatte bei einer Übung

Arbeitsgebiet Physiotherapie

Physiotherapeuten sind Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung, die im vorwiegend im Bereich der Anschlußheilbehandlung AHB und der Rehabilitation tätig sind. Umgangssprachlich wird die Physiotherapie oft auch als Krankengymnastik bezeichnet.

Physiotherapeuten sind schwerpunktmäßig auf die Behandlung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Verletzungen oder Erkrankungen spezialisiert. Ihr Ziel ist es, die Funktionen des Bewegungsapparates zu verbessern, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Patienten in ihrer Genesung zu unterstützen.

Zu den wichtigsten Behandlungsmethoden zählen:

  • Übungen und Bewegungstherapie: Physiotherapeuten entwerfen spezifische Übungsprogramme, um die Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination ihrer Patienten zu verbessern. Diese Übungen können je nach Bedarf des Patienten passive, assistierte oder aktive Bewegungen umfassen.
  • Manuelle Therapie: Durch manuelle Techniken wie Massage, Gelenkmobilisation und Dehnung zielen Physiotherapeuten darauf ab, die Muskeln, Gelenke und Weichteile zu entspannen, die Durchblutung zu verbessern und die Beweglichkeit zu erhöhen.
  • Physikalische Therapie: Dazu gehören Anwendungen wie Wärme- oder Kältetherapie, Elektrotherapie, Ultraschall oder Hydrotherapie. Diese Techniken werden eingesetzt, um Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren und die Heilung zu fördern.
  • Atemtherapie: Physiotherapeuten helfen Patienten mit Atemwegsproblemen durch Atemübungen, die die Lungenkapazität verbessern, die Atemmuskulatur stärken und die Atmung kontrollieren.

Wo arbeiten Physiotherapeuten?

Im Laufe eines Jahres nehmen in Deutschland, so wird geschätzt, etwa 20 % der Bevölkerung Physiotherapie in Anspruch. 

Physiotherapeuten sind hauptsächlich tätig in

  • Krankenhäuser oder Kliniken
  • Praxen von Fachärzten
  • Praxen, die auf Physiotherapie spezialisiert sind
  • Altenheime
  • Rehabilitationszentren
  • Einrichtungen, die sich um die Integration und Pflege von Menschen mit Behinderungen kümmern
  • Fitnesszentren und Sportvereine

In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt 234.000 Physiotherapeuten (Stand 2018). Unter diesen sind 177.000 Frauen und 58.000 Männer. Über die Hälfte der Frauen, also 106.000, arbeiten in Teilzeit, während die Mehrheit der Männer Vollzeit arbeitet. Interessanterweise sind jedoch fast ein Drittel der männlichen Physiotherapeuten Teilzeitbeschäftigte. Die Teilzeitquote in der Physiotherapie liegt insgesamt bei 53 Prozent, was deutlich höher ist als der bundesweite Durchschnitt von 28,6 Prozent.

Die Personalsituation in der Physiotherapie ähnelt der in anderen Gesundheitsbereichen - es herrscht ein Mangel. Es wird prognostiziert, dass bis zum Jahr 2035 rund 50.000 Physiotherapeuten fehlen werden. Dies bedeutet, dass zukünftige Physiotherapeuten gute Berufsaussichten haben, ob als selbständige Therapeuten oder als Angestellte in Krankenhäusern, Kliniken und Pflegeheimen.

Dauer und Struktur der Ausbildung Physiotherapie

Um den Beruf des Physiotherapeuten auszuüben, ist eine dreijährige schulische und praktische Ausbildung erforderlich. Diese Ausbildung kann an staatlichen oder privaten Berufsfachschulen absolviert werden.

Während der Ausbildung erhalten die Schüler theoretischen und praktischen Unterricht, der Themen wie Physiologie und Anatomie abdeckt. Um das erlernte Wissen anzuwenden, absolvieren die Auszubildenden mehrere Praktika in medizinischen Einrichtungen. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhalten die Absolventen den Status eines staatlich anerkannten Physiotherapeuten.

Viele Krankenhäuser und Universitätskliniken bieten ebenfalls die Ausbildung zum Physiotherapeuten an, oft in Zusammenarbeit mit einer Schule für Physiotherapie. In diesen Fällen absolvieren die Auszubildenden den praktischen Teil ihrer Ausbildung in verschiedenen Abteilungen der Ausbildungsklinik.

Ausbildungsvoraussetzung:

  • Die schulischen Voraussetzungen für die Aufnahme dieser Ausbildung sind die mittlere Reife oder ein Hauptschulabschluss mit einer mindestens zweijährigen abgeschlossenen Berufsausbildung.
  • Zusätzlich muss ein Mindestalter von 17 Jahren erreicht sein.

Es ist wichtig, dass der Kontakt mit kranken oder älteren Menschen nicht als unangenehm empfunden wird, da diese ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Arbeit sind.

Ausbildungsvergütung

Während deiner Ausbildung zum Physiotherapeuten bei einem kommunalen Krankenhaus oder einer Universitätsklinik kannst du mit einer monatlichen Vergütung rechnen.

  • Im ersten Jahr beträgt diese rund 1.065 € brutto,
  • im zweiten Jahr etwa 1.125 € brutto
  • und im dritten Jahr schließlich 1.222 € brutto.

Seit 2019 sind solche Ausbildungsgehälter durch den Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TVAöD-Pflege) oder den Tarifvertrag für Auszubildende der Länder (TVAL) geregelt. Sie gelten für Auszubildende im Gesundheitsbereich, einschließlich zukünftiger Logopäden und Ergotherapeuten.

Die Ausbildung an staatlich anerkannten Therapieschulen in Deutschland, wie für Physiotherapie, wird typischerweise durch BAföG unterstützt. Hier entfällt die Ausbildungsvergütung. Die Höhe der Förderung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Weitere Unterstützungen wie Wohngeld oder Kindergeld können gegebenenfalls auch in Betracht kommen. Es ist empfehlenswert, sich über die aktuellen Regelungen und Möglichkeiten zu informieren.

Lerninhalte Ausbildung Physiotherapie

Im Fokus stehen  Kenntnisse aus den Bereichen der Medizin, der Bewegungstherapie und der manuellen Therapie.

  • Im ersten Jahr werden grundlegende Kenntnisse in Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre vermittelt. Hinzu kommen Einführungen in Massagetechniken und Krankengymnastik.
  • Im zweiten Jahr wird dieses Wissen vertieft und erweitert, es kommen Spezialgebiete wie Neurologie und Orthopädie hinzu. Es werden zudem fortgeschrittene Techniken der physiotherapeutischen Behandlung erlernt.
  • Im dritten Jahr liegt der Schwerpunkt auf der praktischen Anwendung des erlernten Wissens in Kliniken oder physiotherapeutischen Praxen.

Das Studium des menschlichen Bewegungsapparats, einschließlich Struktur und Funktion von Wirbelsäule, Rückenmuskulatur, Brustkorb, Zwerchfell, Ellenbogengelenk und Hüftgelenk, ist ein zentraler Bestandteil. Ebenso werden der Aufbau des Blutes, der Kreislauforgane, des Nerven- und Lymphsystems sowie das Funktionieren des Zentralnervensystems und der Skelettmuskulatur behandelt.

Die Ausbildung umfasst auch Kenntnisse in Hygiene, einschließlich der verschiedenen Arten von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Pilzen und tierischen Parasiten. Sie lernen über verschiedene Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegs- und Nierenerkrankungen sowie Stoffwechselerkrankungen und die Ursachen von Erkrankungen der Wirbelsäule oder der Extremitäten.

Die Schüler lernen, Körperhaltungen und Ausgangspositionen zu analysieren und zu bewerten und die Interaktion zwischen Bewegung und Persönlichkeit zu untersuchen. Es werden auch die Grundlagen der Elektro-, Licht-, Wärme-, Kälte- und Hydrotherapie sowie die Grundbegriffe der Strahlentherapie vermittelt.

Darüber hinaus beinhaltet die Ausbildung den Umgang mit psychologischen und pädagogischen Aspekten bei der Arbeit mit Kranken, die Anwendung und Methodik der Techniken der Krankengymnastik in allen medizinischen Bereichen, in denen Bewegungstherapie erforderlich ist, und das Erlernen von Techniken der krankengymnastischen Behandlung im Wasser oder im Schlingengerät sowie der Atemtherapie.

Weitere Inhalte sind die Anleitung zu Entlastungs-, Entspannungs- oder Mobilitätsübungen, die Erstellung von Selbstübungsprogrammen und die wesentlichen Aspekte der Durchführung einer Bindegewebsmassage.

Berufliche Perspektiven für Physiotherapeuten

Physiotherapeuten haben vielfältige Berufsperspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.

  • Eigene Praxis: Viele Physiotherapeuten streben an, ihre eigene Praxis zu eröffnen.
  • Spezialisierung: Es gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, um sich in speziellen Bereichen der Physiotherapie zu spezialisieren, wie z.B. Sportphysiotherapie, Pädiatrische Physiotherapie, Neurologische Physiotherapie, Orthopädische Manuelle Therapie oder Lymphdrainage.
  • Arbeiten im Ausland: Da die Nachfrage nach Physiotherapeuten weltweit hoch ist, bieten sich auch internationale Arbeitsmöglichkeiten an.
  • Management: Mit entsprechender Weiterbildung können Physiotherapeuten auch in Führungspositionen oder im Management von Gesundheitseinrichtungen arbeiten.
  • Beratung: Physiotherapeuten können auch als Berater für Gesundheits- und Fitnesszentren, Sportvereine oder Unternehmen im Bereich Gesundheitsmanagement tätig sein.

Gehalt Physiotherapeut in Festanstellung

Die Tarifrund 2023/2024 ist gerade abgeschlossen und muss noch durch die Gremien bestätigt werden. Üblicherweise werden Physiotherapeuten und -therapeutinnen im TVöD in Entgeltgruppe 6 oder 7 eingestuft. Die Einordnung in Stufen entspricht  der Anzahl Jahre an Berufserfahrung. Die Verdienstmöglichkeiten in angestellter Position sind für Physiotherapeuten in öffentlichen Einrichtungen wie folgt:

Entgelttabelle TVöD-B: vom 1. April 2024 - 31. Dezember 2024

  • Stufe 1: 3095,23 €
  • Stufe 2: 3331,58 €
  • Stufe 3: 3472,38 €
  • Stufe 4: 3614,47 €
  • Stufe 5: 3748,49 €
  • Stufe 6: 3820,45 €

Das tatsächliche Monatsgehalt wird von weiteren betrieblichen Zulagen, von Überstunden und Sonderentgelten bspw. bei Einsätzen an Feiertagen oder Wochenenden bestimmt. Es ist nicht unüblich, dass sich das Grundgehalt um 15-20 % erhöhen kann.

Verdienst Physiotherapeut mit eigener Praxis

Das Gehalt von selbständigen Physiotherapeuten bewegt sich in einer Bandbreite von 3.000 bis 5.000 Euro. Das persönliche Engagement, die Einsatzbereitschaft und die Motivation als selbstständiger Unternehmer haben einen erheblichen Einfluss auf die Verdienstmöglichkeiten. Vor allem die Kundenstruktur wie bspw. ein hoher Anteil von Privatpatienten kann zu höheren Einnahmen führen. Von den Bruttoeinnahmen sind Vorsorgeaufwendungen und Mietkosten zu bestreiten.

Die Spezialisierung im Bereich der Physiotherapie kann einen hohen Einfluss auf den Umsatz haben. Eine Expertise in bestimmten Behandlungsformen kann die Nachfrage und damit das Einkommen steigern.


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