Zwischen Notaufnahme und Kinderzimmer: Vereinbarkeit von Beruf und Familie

In dem Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Wettbewerbsvorteil gestalten und dies gezielt kommunizieren, können sie qualifizierte Fachkräfte binden, neue Talente anziehen und ihr Image als attraktiver Arbeitgeber stärken.

Eine Waage im Gleichgewicht die symbolisch für Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentraler Aspekt unserer Gesellschaft und der modernen Arbeitswelt. Sie trägt maßgeblich zur Arbeitszufriedenheit und Produktivität bei, und unterstützt die Gleichberechtigung der Geschlechter.

In Zeiten des demografischen Wandels, steigendem Pflegebedarf und vermehrter Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen gewinnt sie insbesondere im Gesundheitswesen an Bedeutung. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen werden zu einem entscheidenden Faktor bei der Talentgewinnung und -bindung.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Gesundheitswesen

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird als Zustand verstanden, in dem es möglich ist sowohl beruflichen Verpflichtungen als auch familiären Verantwortungen gleichermaßen nachzukommen. Im Idealfall sollte es jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin möglich sein, Karriereziele zu verfolgen, während gleichzeitig genug Zeit und Energie für das Familienleben bleibt. 

Die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere stellt im Gesundheitswesen eine besondere Herausforderung dar. Die spezifischen Arbeitsbedingungen dieses Sektors machen eine konsequente Planung und Strukturierung des Alltags oft schwierig.

Notfälle sind ein zentraler Aspekt im Gesundheitswesen. Sie können jederzeit auftreten, und verlangen unverzügliches Handeln, wodurch reguläre Arbeitszeiten oft nicht eingehalten werden können. Solche unvorhergesehenen Ereignisse erschweren die verlässliche Planung familiärer Verpflichtungen und können das Gleichgewicht zwischen Beruf und Familie ins Wanken bringen.

Hinzu kommen Bereitschaftsdienste und die damit einhergehende Abrufbereitschaft, die zu unregelmäßigen und teils langen Arbeitszeiten führen. Der ständige Wechsel zwischen Arbeits- und Ruhephasen kann die Gestaltung eines stabilen Familienlebens erschweren und stellt oft eine zusätzliche Belastung dar.

Die aktuelle Personalknappheit im Gesundheitswesen verstärkt diese Problematik zusätzlich. Mit einer geringen Personaldecke steigt der Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter, was zu Überstunden und einer erhöhten Arbeitslast führt. Dies begrenzt die zur Verfügung stehende Zeit für die Familie und kann zur Erschöpfung führen und sogar das Burnout-Risiko erhöhen.

Der ständige Umgang mit Krankheit, Leid und Tod kann eine enorme psychische Herausforderung darstellen. Ohne ausreichende Erholungsphasen und Unterstützung kann dies zu weiteren Belastungen führen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zusätzlich erschweren.

Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Im Gesundheitswesen sind grundlegende Konzepte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie daher besonders wichtig. Hierzu gehören

  • Flexibilisierung der Arbeitsorganisation und Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung, 
  • Betreuungsoptionen für Kinder und 
  • die Möglichkeit zu Telearbeit und Homeoffice.

Die Flexibilität in der Arbeitsorganisation ist ein Schlüsselkonzept

Insbesondere durch den Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung können Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten an persönliche und familiäre Bedürfnisse anpassen. Dies umfasst auch die Möglichkeit, bei wenig Arbeit spontan Freizeit zu nehmen oder flexibel auf besondere Ereignisse in der Familie reagieren zu können. In einem Bereich, in dem Notfälle und unvorhergesehene Ereignisse häufig sind, kann eine solche Flexibilität den Unterschied ausmachen.

Betriebskindergärten und weitere Betreuungsoptionen

Die Bereitstellung von Kinderbetreuungseinrichtungen stellt eine erhebliche Entlastung für berufstätige Eltern dar und ermöglicht es ihnen, ihre Arbeit fortzusetzen, während sie wissen, dass ihre Kinder gut versorgt sind. 

Zusätzlich können Betreuungshilfen in besonderen Lebensphasen, wie beispielsweise bei familiären Problemen oder Krankheit, einen wesentlichen Vorteil bieten. Diese können von Notfall-Kinderbetreuung bis hin zu flexiblen Betreuungszeiten reichen, die an die Bedürfnisse von Schichtarbeit angepasst sind.

Telearbeit und Homeoffice

Die Möglichkeiten für Telearbeit und Homeoffice sind im Gesundheitswesen begrenzt, da die meisten Aufgaben eine physische Anwesenheit erfordern.

Allerdings können bestimmte Verwaltungsaufgaben, wie das Verfassen von Arztbriefen oder die Dokumentation von Patientendaten,  von zu Hause aus erledigt werden. Diese Möglichkeit kann das Pendeln reduzieren und die Work-Life-Balance verbessern. Da es sich in diesen Fällen um besonders sensible und personenbezogene Daten handelt sind besondere digitale Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen 

Gesetzliche Grundlagen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind die wichtigste Grundlage, um den Schutz und die Rechte von Arbeitnehmern in Bezug auf Familienverantwortung zu gewährleisten.

Mutterschutzgesetz und Elternzeit

Das Mutterschutzgesetz bietet werdenden Müttern umfassenden Schutz während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Es regelt unter anderem den Kündigungsschutz, den Anspruch auf Mutterschaftsgeld sowie die gesetzlichen Mutterschutzfristen vor und nach der Geburt. 

Die Elternzeit ermöglicht es Eltern, sich nach der Geburt oder Adoption eines Kindes vom Beruf freistellen zu lassen. Dabei stehen ihnen verschiedene Modelle zur Verfügung, wie beispielsweise die gleichzeitige oder gestaffelte Inanspruchnahme der Elternzeit.

Pflegezeitgesetz 

Das Pflegezeitgesetz gewährt Arbeitnehmern das Recht, sich um die Pflege naher Angehöriger zu kümmern. Es ermöglicht eine befristete Freistellung von der Arbeit, um die notwendige Betreuung und Unterstützung zu gewährleisten. Die Pflegezeit kann sowohl in Form von kurzzeitiger Arbeitsverhinderung als auch in Form von teilweiser oder vollständiger Freistellung erfolgen.

Teilzeit- und Befristungsgesetz 

Das Teilzeit- und Befristungsgesetz regelt die Möglichkeiten und Voraussetzungen für die Vereinbarung von Teilzeitarbeit. Arbeitnehmer haben einen grundsätzlichen Anspruch auf Teilzeitbeschäftigung, sofern betriebliche Gründe dem nicht entgegenstehen. Das Gesetz dient der Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, indem es flexiblere Arbeitszeitmodelle ermöglicht. Das Befristungsgesetz regelt zudem die rechtlichen Rahmenbedingungen für befristete Arbeitsverträge.

Mutterschutz: Die Situation nach der Geburt

Durch rechtliche Regelungen haben Eltern nach der Geburt eines Kindes Anspruch auf Elternzeit und Elterngeld. Diese ermöglicht es ihnen, sich eine Auszeit vom Beruf zu nehmen und sich vollständig auf die Betreuung und Erziehung ihres Kindes zu konzentrieren. Der Anspruch auf Elternzeit ist im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz geregelt. Zudem haben Eltern unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Elterngeld, das ihnen finanzielle Unterstützung während der Elternzeit bietet.

Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit stellt sich für viele Eltern die Frage des Wiedereinstiegs in den Beruf. Hierbei gibt es verschiedene rechtliche Regelungen und Unterstützungsmaßnahmen. Arbeitgeber sind verpflichtet, den Wiedereinstieg zu ermöglichen und flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten. Zudem gibt es spezielle Programme, wie beispielsweise das Teilzeitbefristungsgesetz, das den Übergang in eine Teilzeitbeschäftigung erleichtert.

Gesetzliche Regelung während Krankheit der Kinder

Arbeitnehmer haben das Recht auf Pflegezeit, um sich um kranke Kinder oder andere pflegebedürftige Familienmitglieder zu kümmern. 

Hierbei können sie eine zeitlich begrenzte Freistellung von der Arbeit beantragen, um die notwendige Pflege zu gewährleisten. Zudem besteht das Recht auf Arbeitsbefreiung, um im Falle einer akuten Krankheit des Kindes sofort handeln zu können.

Im Falle der Krankheit eines Kindes haben Arbeitnehmer Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Dies bedeutet, dass sie weiterhin ihr Gehalt erhalten, während sie sich um ihr erkranktes Kind kümmern und vorübergehend von der Arbeit freigestellt sind. Die Dauer der Entgeltfortzahlung kann je nach individuellen Vereinbarungen und gesetzlichen Vorgaben variieren.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Wettbewerbsvorteil 

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Gesundheitswesen stellt aufgrund der spezifischen Rahmenbedingungen im eine besondere Herausforderung dar:

  • Hohe Arbeitsdichte und -intensität
  • Bereitschaftsdienste
  • Notfälle
  • Personalknappheit 
  • starke emotionale Belastung der Beschäftigten 

Aber gerade vor diesem Hintergrund können Einrichtungen im Gesundheitswesen durch eine positive und flexible Gestaltung einer familienfreundlichen Arbeitsumgebung einen signifikanten Wettbewerbsvorteil erlangen. Die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie führt zu einer hohen Personalbindung, erleichtert die Personalgewinnung, und ein familienfreundlicher Ruf weckt das Interesse sich beim Unternehmen initiativ zu bewerben.

Um die Wettbewerbsvorteile effektiv zu nutzen, ist eine gute Kommunikation von großer Bedeutung. Unternehmen sollten über verschiedene Kanäle wie Social Media, private Mitarbeiter-Netzwerke, Events, Blogging und Präsenz im regionalen Umfeld ihre familienfreundlichen Maßnahmen und Arbeitsbedingungen bekannt machen.


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