Die Unbekannten Helden: Häusliche Pflege in Deutschland

Die häusliche Pflege ist das Rückgrat der Altenpflege in Deutschland. Mit steigenden Zahlen von Pflegebedürftigen, werfen wir einen Blick auf die neuesten Statistiken und diskutieren die Herausforderungen und Lösungen für die Zukunft

Eine Frau hilft einem Rollstuhlfahrer.

Die häusliche Pflege bleibt weiterhin das Rückgrat der Altenpflege. Millionen Menschen in Deutschland leisten tagtäglich einen unverzichtbaren Beitrag zur Pflege von Angehörigen, und ohne ihren Einsatz würde unser Pflegesystem zusammenbrechen. Diese Tatsache lässt sich anhand der neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterstreichen.

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiterhin

Ende 2021 gab es in Deutschland fast 5 Millionen Pflegebedürftige, wobei ein Sechstel in Pflegeheimen lebte. 

  • Die meisten sind über 60 Jahre alt, mit einer Pflegequote von 17% bei den über 75-Jährigen und 81% bei den über 90-Jährigen. 
  • Parallel dazu hat sich die Pflegeinfrastruktur, insbesondere im privaten Sektor, erweitert. 
  • Seit 2000 stieg die Zahl der Pflegeheime um 75% auf 16.115 und die der ambulanten Pflegedienste von 10.500 auf 15.300. In der Altenpflege sind über 1,2 Millionen Menschen tätig.

Laut Prognosen des Statistischen Bundesamtes wird die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2055 um 37% steigen, hauptsächlich aufgrund der alternden Bevölkerung und verbesserter medizinischer Versorgung. 

  • Bei konstanten Pflegequoten wird die Anzahl der Pflegebedürftigen von etwa 5 Millionen (2021) auf rund 6,8 Millionen im Jahr 2055 ansteigen. 
  • Nach 2055 wird ein Rückgang der Zunahme erwartet, da die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer durch geburtenschwächere Jahrgänge ersetzt werden. 
  • Bis 2070 wird die Zahl der Pflegebedürftigen auf etwa 6,9 Millionen geschätzt, was einem Anstieg von 38% gegenüber 2021 entspricht. 

Mehr als 70 % der Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt

Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2021 84% der 5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland - das sind etwa 4,17 Millionen Menschen - zu Hause betreut.

  • Von diesen wurden 3,12 Millionen hauptsächlich von Familienmitgliedern gepflegt. 
  • Zusätzlich wurden 1,05 Millionen Pflegebedürftige, die ebenfalls zu Hause lebten, entweder zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflegedienste betreut.
  •  Nur 16% der Pflegebedürftigen, das sind etwa 790.000 Menschen, wurden in Pflegeheimen vollstationär versorgt.

Im Jahr 2021 fand die Betreuung von 84% der insgesamt 5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland, also rund 4,17 Millionen Menschen, in ihren eigenen vier Wänden statt. Unter diesen wurden 3,12 Millionen hauptsächlich durch ihre Angehörigen gepflegt. 

Weitere 1,05 Millionen, die ebenfalls in privaten Haushalten lebten, erhielten Unterstützung von ambulanten Pflegediensten, entweder in Kombination mit oder als vollständige Betreuung. Lediglich 16% der Pflegebedürftigen, etwa 790.000 Menschen, wurden in Pflegeheimen vollstationär betreut.

Weiterhin sind 65 % aller Pflegebedürftigen Frauen

Ab dem 75. Lebensjahr ist die Pflegequote bei Frauen höher als bei Männern, was bedeutet, dass ältere Frauen häufiger Pflege benötigen als ältere Männer. 

Dies kann zum einen auf die geringere Lebenserwartung von Männern zurückgeführt werden; es wird angenommen, dass vor allem besonders gesunde Männer ein hohes Alter erreichen und in diesen Altersgruppen weniger pflegebedürftig sind als gleichaltrige Frauen.

Zum anderen könnte ein unterschiedliches Antragsverhalten bei Männern und Frauen zu den verschiedenen Pflegequoten im hohen Alter beitragen.

Ältere Frauen leben oft alleine, da Männer im Durchschnitt früher sterben und Frauen meist ältere Partner haben. Daher kann bei Pflegebedarf eher die Notwendigkeit bestehen, Pflegeleistungen zu beantragen. Im Gegensatz dazu werden pflegebedürftige Männer oft zunächst von ihren Partnerinnen versorgt und stellen trotz vorhandener Anspruchsvoraussetzungen keinen Antrag auf Pflegeleistungen.

Ausblick: Pflege bleibt eine gesellschaftliche und ökonomische Herausforderung

Die neuesten Daten zur Pflegeentwicklung zeigen, dass wir in den nächsten Jahrzehnten vor erheblichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen stehen. Eine effektive Versorgung der wachsenden Zahl an Pflegebedürftigen ist ohne ausreichende Unterstützung der häuslichen Pflege kaum möglich; dabei geht es nicht nur um die Erweiterung finanzieller und organisatorischer Hilfen, sondern auch um die Förderung der gesellschaftlichen Wertschätzung dieser essenziellen familiären Aufgabe.

Die Pflege ist ein Arbeitsfeld, das sich nur begrenzt automatisieren lässt, ohne die menschliche Betreuung zu vernachlässigen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, mehr junge Menschen für diese Aufgabe und den entsprechenden Berufsweg zu gewinnen und auszubilden. Dies erfordert zweifellos auch Anstrengungen, um den Beruf finanziell attraktiver zu machen und eine hohe Fluktuation von Pflegekräften zu verhindern.

Die Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit gegenüber dem Alter, wie sie bereits die alten Griechen erkannten, führt auf lange Sicht zum gesellschaftlichen Niedergang (Plutarch).

Angesichts der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen durch die sich verändernde Altersstruktur ist es eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, den Pflegeberufen die Anerkennung zu geben, die sie verdienen. Eine Gesellschaft, die das Alter nicht wertschätzt und ehrt, wird letztlich an Lebensqualität verlieren. 


Letzte Aktualisierung
23.03.2024
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildnachweis
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