Böller-Wahnsinn: Sind wir tatsächlich so blöd?

Es ist Zeit Schluss zu machen mit der sinnlosen Silvester-Böllerei. Die Argumente liegen auf der Hand. Böllern ist gesundheitsgefährdend, verschmutzt die Umwelt, ist verschwenderisch und schränkt mich ein. Ein Plädoyer für ein Böller-Verbot.

Die Illustration zeigt eine Uhr, kurz vor Jahreswechsel, und ein Mann, der sich vor dem großen Knallen fürchtet.

Jedes Jahr das gleiche Bild zu Silvester: Bedenkenlosigkeit greift um sich. Geld fliegt zum Fenster raus, Lärm und Rauch verpesten die Umwelt. Rücksicht auf andere? Kaum. Von Achtsamkeit gegenüber der Tierwelt ganz zu schweigen. Silvester-Böllern ist überflüssig wie ein Kropf, unangemessen, verschmutzend, verschwenderisch und anmaßend. 

Und die Politik? Sie schaut weg. Typisch bei unbequemen Themen, bei denen man Wähler verlieren könnte. Das gilt auch fürs Böllern. Geht's noch. 

Warum böllern wir: Germanische Geister und vergessener Adelsprunk

Die Tradition des Silvesterböllerns hat ihre Wurzeln in uralten Bräuchen. Den Germanen diente das laute Krachen und Leuchten dazu, böse Geister zu vertreiben. Später demonstrierte der Adel, besonders im Barock, mit dem Feuerwerk Macht und Status. Es war eine Form der Unterhaltung, die nur den Privilegierten zugänglich war. Die spektakulären Feuerwerke sollten den festlichen Anlass hervorheben und Gäste beeindrucken.

Zusätzlich zur sozialen und spirituellen Bedeutung entwickelte sich auch eine militärische Komponente. Salutschüsse zum Jahreswechsel waren Teil der militärischen Tradition und trugen mit zur Entwicklung des heutigen Böllerns bei. Böllern zu Silvester ist ein weltweites Phänomen. Obwohl es seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat, bleibt es ein krachender Höhepunkt am Jahresanfang. 

Aber ist das noch angebracht?

Ein hoher Preis für kurzweiligen Spaß

Silvesterböllerei ist weit mehr als nur ein harmloser Spaß. Wir feiern das Neue Jahr mit einem gefährlichen Cocktail aus Feinstaub, Lärm und Verletzungsrisiken. Und die Konsequenzen reichen weit über den Kater am Neujahrsmorgen hinaus. Es sind aber nicht nur die Kosten von aktuell jährlich rund 180 Mio. EUR die sinnlos verpulvert werden.

Schwere gesundheitliche Folgen

Jedes Jahr werden Menschen durch Silvesterfeuerwerke schwer verletzt. Es kommt zu Verbrennungen, Gliedmaßenverluste, dauerhaften Hörschäden und sogar zu Todesfällen. Diese Verletzungen sind nicht nur persönliche Tragödien, sondern belasten auch unser Gesundheitssystem, das solidarisch finanziert ist. Dadurch tragen letztendlich alle die Kosten für vermeidbare Unfälle und Verletzungen.

Feinstaubbelastung

Die durch Feuerwerk verursachte Feinstaubbelastung trägt erheblich zur Luftverschmutzung bei. Schätzungen zufolge wird durch Silvesterböllerei fast 1% der jährlichen Gesamtbelastung an Feinstaub in Deutschland freigesetzt. Feinstaub ist ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und gravierende Probleme für Asthmatiker.

Auswirkungen auf Tiere

Die Silvesterböllerei hat auch Auswirkungen auf die Tierwelt. Tiere erleben Stress, sind verängstigt und leiden unter den langfristigen Folgen der lauten Geräusche und des grellen Lichts. 

Gewaltexzesse

Eine besonders besorgniserregende Entwicklung ist die Zunahme von Gewaltexzessen während der Silvesterfeiern in Großstädten. Die Kombination aus Alkohol, entfesselter Lärmbelastung und Aggression führt immer häufiger zu Gewaltausbrüchen mit zahlreichen Verletzten.

Bin ich eine Spaßbremse?

Ich stehe irgendwie an einem Scheideweg. Als Verfechter der persönlichen Freiheit und Gegner jeglicher Gängelung ringe ich mit mir selbst. Die freiheitliche Grundordnung, die uns ermöglicht und ermutigt, Neues zu probieren und Ideen umzusetzen, ist mir wichtig. Sie fördert Kreativität und Innovation, bringt Menschen zusammen und dient am Ende dem Allgemeinwohl.

Doch wenn es um das Silvesterböllern geht, finde ich mich in einer paradoxen Situation wieder. Hier, wo Lärm und Rauch in den Himmel steigen, wo die Nacht zum Tag wird, stelle ich mich gegen meine eigenen Prinzipien und plädiere für radikale  Verbote und Einschränkungen.

Warum? Weil ich keinen Sinn darin sehe, das Jahr über umsichtig und umweltbewusst zu leben, nur um dann zum Jahreswechsel alle guten Vorsätze über Bord zu werfen. Es ist, als ob wir uns für einen Moment der Ekstase die Augen vor den Konsequenzen verschließen – der Umweltbelastung, den gesundheitlichen Risiken, dem Leid der Tiere und der Gefahr für uns selbst.

Bin ich ein Spielverderber? Vielleicht.

Die Freiheit, die wir schätzen, sollte uns nicht blind machen für die Auswirkungen unserer Handlungen. Wir müssen Wege finden zu feiern, ohne dabei die Welt, in der wir leben, zu vergessen.

Es reicht

Ich habe meine Meinung geändert und bin nicht länger bereit, den sinnlosen Böllerbrauch zu tolerieren. Diese Haltung teile ich offen mit jedem, der bereit ist, zuzuhören, und nutze auch diesen Beitrag, um sie zu verbreiten. 

Das Böllern beeinträchtigt mich persönlich. Seit einem Jahrzehnt habe ich die Silvesternacht nicht mehr auf der Straße verbracht, obwohl ich das sehr gerne tun würde. Doch umherfliegende Raketen, die enorme Lärmbelästigung und das damit verbundene Chaos halten mich davon ab. Ich will das einfach nicht mehr.


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