Facharzt-Weiterbildung Rechtsmedizin

Die Rechtsmedizin verbindet Medizin und Justiz. Rechtsmediziner/-innen sind hauptsächlich an Universitäten, in Krankenhäusern und bei Kriminalämtern tätig. Die Rechtsmedizin bietet ein breites Spektrum an Aufgaben, von der Klärung von Todesursachen bis hin zu DNA-Analysen, und eröffnet vielfältige Karrieremöglichkeiten.

Die Illustration zeigt einen Untersuchungstisch in der Rechtsmedizin mit einer Leiche.

Rechtsmedizin ist ein hochspezialisiertes medizinisches Fachgebiet, das eine wichtige Rolle im Schnittpunkt von Medizin und Justiz spielt. In der Rechtsmedizin geht es darum, medizinische Expertise auf forensische Fragestellungen anzuwenden. Die Begriffe "Rechtsmedizin" und "Forensische Medizin" werden oft synonym verwendet und sind im Wesentlichen deckungsgleich

Dieser Blogpost beleuchtet die Aufgaben und Schwerpunkte der Rechtsmedizin sowie die Facharztweiterbildung und die beruflichen Perspektiven in diesem Bereich.

Rechtsmedizin versus Pathologie: Unterschied und Gemeinsamkeiten

Beide Fachrichtungen sind verwandet und arbeiten auch interdisziplinär zusammen, z.B. bei unklaren organischen Veränderungen bei Gewaltopfern. Die Rechtsmedizin und Pathologie unterscheiden sich hauptsächlich in ihren Arbeitsbereichen und Zielen. 

Rechtsmediziner konzentrieren sich auf die Untersuchung von nicht-natürlichen Todesfällen, oft im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen, und führen gerichtliche Obduktionen durch. Sie untersuchen auch lebende Opfer von Gewalt. Pathologen hingegen beschäftigen sich mit der Untersuchung von Krankheiten und natürlichen Todesursachen durch klinische Obduktionen und Gewebeanalysen. Ihre Arbeit ist entscheidend für die medizinische Forschung und Diagnose. 

Arbeitsschwerpunkt Rechtsmedizin

Die Arbeitsschwerpunkte in der Rechtsmedizin sind vielfältig und umfassen verschiedene Untersuchungsmethoden, um Todesursachen und -umstände aufzuklären. Die Rechtsmedizin nutzt dabei fortschrittliche und innovative Technologien und Methoden. Dazu gehört beispielsweise die DNA-Analyse, die es ermöglicht, auch kleinste Spuren zu entdecken und zur Aufklärung von Fällen beizutragen. 

Arbeitsschwerpunkte und Untersuchungsmethoden:

Histologische Untersuchungen: Diese beinhalten die Entnahme und mikroskopische Untersuchung von Gewebeproben von Leichen, um natürliche Todesursachen wie Krebs oder Vergiftungen, die auf Mord oder Suizid hindeuten könnten, nachzuweisen.

Osteologische Untersuchungen: Dabei werden die Knochen von Leichen untersucht, um Todesursachen wie Krankheiten oder Unfälle zu bestimmen. Diese Untersuchungen können auch Hinweise auf die Verwendung von Tatwerkzeugen oder die Identität unbekannter Personen liefern.

Odontologische Untersuchungen: Die Untersuchung von Zähnen und Gebissen dient der Identifizierung von Leichen und der Zuordnung von Bissspuren zu Tätern.

Morphologische Untersuchungen: Sie zielen darauf ab, zu beweisen oder auszuschließen, ob ein Mensch bestimmte Bewegungen durchführen konnte, was beispielsweise bei der Untersuchung von Suizidopfern relevant ist.

Spurenuntersuchungen: Diese beinhalten die Analyse von Spuren an Leichen und am Tatort, wie DNA-Spuren, Fingerabdrücke oder Spuren von Schusswaffen.

Ärztestatistik

Ende 2022 waren laut der Bundesärztestatistik  in Deutschland 302 Rechtsmediziner berufstätig. Davon arbeiteten 179 stationär, 40 in Körperschaften, 70 in sonstigen Bereichen und 13 in ambulanten Einrichtungen. Der Frauenanteil in der Rechtsmedizin betrug rund 50 %. Bei den neu anerkannten Facharztbezeichnungen im Jahr 2022 lag der Frauenanteil über 70 %.

Facharztweiterbildung: Dauer und Struktur

Die Facharztweiterbildung in Rechtsmedizin dauert fünf Jahre. 

Sie beinhaltet sechs Monate Pathologie, sechs Monate in Psychiatrie und Psychotherapie oder forensischer Psychiatrie. Ein optionaler Abschnitt von sechs Monaten kann in Pathologie, Anatomie, Öffentlichem Gesundheitswesen, Pharmakologie und Toxikologie, Psychiatrie und Psychotherapie oder forensischer Psychiatrie absolviert werden. 

Weiterbildungsinhalte

Die Facharzt-Weiterbildung Rechtsmedizin zielt darauf ab, angehenden Rechtsmedizinern ein breites Spektrum an Kenntnissen und Fähigkeiten zu vermitteln, die für ihre Rolle in der Rechtsmedizin wesentlich sind. Dazu auch die Befunddokumentation und -beurteilung an Tat- und Fundorten, gerichtliche Obduktionen, histologische Untersuchungen, Spurenbewertung und -asservierung sowie die Erstellung von Gutachten.

Kernbereiche der Weiterbildung:

  • Leichenschau: Erlernen der Durchführung und Bewertung von Leichenschauen.
  • Sektionstechnik: Rechtsmedizinische Sektionstechniken, Bewertung von Befunden, einschließlich histologischer Untersuchungen.
  • Todesermittlung: Darstellung des Kausalzusammenhangs bei Todesermittlungen unter Auswertung von Ermittlungsakten und Untersuchungsergebnissen.
  • Gutachtenerstellung: Erstellung schriftlicher und mündlicher Gutachten zu Todesermittlungen und forensisch-psychopathologischen Fragestellungen.
  • Spurenauswertung: Asservierung, Auswertung und Beurteilung von Spuren.
  • Verletzungsbeurteilung: Beurteilung von Verletzungen bei Lebenden, insbesondere bei Fällen von Kindesmisshandlung und Sexualdelikten.
  • Intoxikationen: Beurteilung von Intoxikationen bei Lebenden und Toten, einschließlich der Sicherung von Material.
  • Forensische Molekulargenetik: Grundlagen der forensischen Molekulargenetik, speziell im Kontext der Paternität und Identifizierung.
  • Spezifische forensische Fragestellungen: Behandlung strafrechtlicher, verkehrs- und versicherungsmedizinischer Fragen, einschließlich forensischer Biomechanik.
  • Forensische Traumatologie und Anthropologie: Einschließlich forensischer Odontologie.
  • Bildgebende Verfahren: Grundlagen der forensischen Anwendung bildgebender Verfahren.

Gehalt während der Facharzt-Weiterbildung

Die Facharztweiterbildung Rechtsmedizin wird überwiegend in Universitätskliniken durchgeführt. In rechtsmedizinischen Instituten der Universitäten gilt ein spezieller Tarifvertrag für Universitätskliniken. 

Aktuell gültig für Universitätskliniken sind folgende Gehälter (gerundet):

  • im 1. Weiterbildungsjahr: 5.100 EUR
  • im 2. Weiterbildungsjahr: 5.400 EUR
  • im 3. Weiterbildungsjahr: 5.600 EUR
  • im 4. Weiterbildungsjahr: 5.960 EUR
  • im 5. Weiterbildungsjahr: 6.390 EUR
  • im 6. Weiterbildungsjahr: 6.500 EUR

Berufliche Perspektiven in der Rechtsmedizin

Rechtsmediziner arbeiten hauptsächlich in rechtsmedizinischen Instituten an Universitäten, in Krankenhäusern, bei Landes- und Bundeskriminalämtern, im gerichtsmedizinischen Dienst sowie in der Forschung und Lehre. Weniger häufig sind sie als selbstständige Berater oder Sachverständige für die Pharmaindustrie oder als Experten für Strafverteidiger tätig.

In der Rechtsmedizin sind die Berufsperspektiven sehr gut. Die Aufgaben sind vielfältig und umfassen die Klärung von Todesursachen, Identifizierung unbekannter Toter, Spurenuntersuchungen, DNA-Analysen und die Zusammenarbeit mit Rechtspflegeorganen. Diese Diversität bietet Rechtsmedizinern abwechslungsreiche und anspruchsvolle berufliche Herausforderungen und gute Karrieremöglichkeiten.


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