Herausforderung Altenpflege: Steigender Bedarf, Image und Finanzierung

Die Altenpflege steht derzeit vor drei großen Herausforderungen: Finanzierung, Image des Pflegeberufs und steigende Nachfrage nach Pflegekräften. Darüber hinaus werden zukünftige Entwicklungen im Pflegebereich untersucht und mögliche Lösungsansätze diskutiert.

Eine junge Frau schiebt einen Mann im Rollstuhl.

Das Interesse an Pflegethemen wächst stetig, aufgrund des Anstiegs sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Notwendigkeit qualifizierten Pflegepersonals. 

Die OECD prognostiziert, dass sich die Kosten im Pflegesektor bis zum Jahr 2050 mindestens verdoppeln werden. Jedoch fehlen bisher greifbare politische Lösungsansätze, um die erkennbaren Defizite zu adressieren.

Allgemeine Bevölkerungsentwicklung

Nach der aktuellen 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird die Bevölkerungszahl in Deutschland aufgrund der starken Zuwanderung aus der Ukraine von 83 Millionen (2021) auf über 84 Millionen im Jahr 2022 steigen. 

  • Je nach Annahmen zu Nettozuwanderung, Geburtenrate und Lebenserwartung könnte die Bevölkerung bis 2070 zwischen 75 und 90 Millionen liegen. 
  • Der Altersaufbau weist auf einen künftigen Anstieg der Senioren und einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung hin. 
  • Bis Mitte der 2030er Jahre wird die Anzahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) von aktuell 16,4 Millionen auf mindestens 20 Millionen steigen. 

Der gegenwärtige Altersaufbau in Deutschland zeigt einen prognostizierten Zuwachs der älteren Bevölkerung und eine gleichzeitige Abnahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Es wird erwartet, dass bis zur Mitte der 2030er Jahre die Anzahl der Menschen ab 67 Jahren von aktuell 16,4 Millionen auf mindestens 20 Millionen ansteigen wird. Hingegen bleibt die Anzahl der über 80-Jährigen bis zur Mitte der 2030er Jahre relativ konstant und schwankt zwischen 5,8 und 6,7 Millionen. 

Nach diesem Zeitpunkt ist mit einem erheblichen Anstieg der hochbetagten Bevölkerung und damit auch mit einem deutlichen Zuwachs des Pflegebedarfs in Deutschland zu rechnen.

Höhere Lebenserwartung

Die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt im Zuge der gesellschaftlichen Alterung kontinuierlich an. Von 2,02 Millionen im Jahr 1999 erhöhte sich die Zahl auf 4,96 Millionen im Dezember 2021. Der Anstieg seit 2017 ist teilweise auf eine Ausweitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs und die Korrektur einer vorherigen Untererfassung zurückzuführen.

Im Jahr 2021 wurden mehr als 80% der Pflegebedürftigen zu Hause betreut. 

  • Von diesen 4,17 Millionen Menschen wurden 3,12 Millionen hauptsächlich von Angehörigen gepflegt. 
  • Zusätzlich erhielten 1,05 Millionen Pflegebedürftige, die ebenfalls in Privathaushalten lebten, Unterstützung von ambulanten Pflegediensten. 
  • Die restlichen 16%, oder etwa 790.000 Pflegebedürftige, wurden in Pflegeheimen vollstationär versorgt.

Nach den aktuellen Vorhersagen könnte die Anzahl der Personen, die ambulante Pflegeleistungen in Anspruch nehmen, bis zum Jahr 2050 auf etwa 3,75 Millionen anwachsen. Insgesamt könnten bis zu diesem Zeitpunkt rund 5,09 Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen sein.

Die Versorgungssituation in der Pflege wird durch mehrere Faktoren verschärft: 

  • die Umgestaltung von Familienstrukturen, weit verstreute Familienmitglieder, pflegende Angehörige an der Grenze ihrer Belastbarkeit und der zunehmende Trend zu Ein-Personen-Haushalten. 
  • Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010, durchgeführt von der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) und dem F.A.Z.-Institut, verzeichnet einen abnehmenden Trend in der Bereitschaft, für die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger einzustehen. 

Nur jeder fünfte Deutsche zeigte die Bereitschaft, ein Familienmitglied rund um die Uhr zu pflegen - eine signifikante Reduzierung im Vergleich zu der doppelten Quote vor fünf Jahren.

Imageproblem Pflege

Laut Pflegeforscher Stefan Görres leidet die Altenpflege unter einem schlechten Image, was zu einem Mangel an Arbeitskräften führt. 

  • Das negative Image entsteht durch die Assoziation von Alter mit Krankheit und Tod sowie durch Skandale in schlecht geführten Heimen. Lehrer und Eltern raten Schülern oft von einer Karriere in der Altenpflege ab, da sie die Bezahlung und Karrierechancen als unzureichend empfinden. 
  • Görres schlägt vor, den Beruf weiter zu professionalisieren, indem mehr Studiengänge in Altenpflege angeboten werden. Altenpfleger könnten in verschiedenen Bereichen wie Heimleitung, ambulanter Pflege, Beratung oder Konzeption von Angeboten arbeiten. 
  • Die hohe Belastung und die mangelnden Gestaltungsmöglichkeiten führen dazu, dass viele Altenpfleger den Beruf nach einigen Jahren verlassen. 

Um das zu ändern, sind intelligente Modelle für eine bessere Work-Life-Balance erforderlich. Trotz des schlechten Images zeigen Studien, dass Auszubildende im Pflegeberuf sehr zufrieden sind und sich für diesen Beruf entscheiden würden.

Finanzierungprobleme

Die Finanzierung der stationären Pflege von Pflegebedürftigen ist ein zentrales Thema, da sie hohe Kosten verursacht, abhängig vom Pflegegrad. 

Alten- und Pflegeheime berücksichtigen verschiedene Kostenfaktoren wie individuelle Pflegesätze, Verpflegung, Unterkunft und Investitionskosten. Seit 2020 werden Eigenanteile nach einem einheitlichen Bewertungsmaßstab festgelegt. Die Pflegekasse beteiligt sich gemäß gesetzlicher Vorgaben an den Pflegekosten. Wenn diese Zuschüsse nicht ausreichen, müssen Restbeträge aus der Altersrente oder eigenen Ersparnissen gedeckt werden. Das Sozialamt übernimmt die Pflegekosten für Bedürftige, um eine angemessene Versorgung sicherzustellen.

Die Finanzierung der stationären Pflege ist ein bedeutendes Thema, das oft emotional diskutiert wird. Neben den finanziellen Aspekten ist es ebenso wichtig, die menschenwürdige Betreuung von Senioren mit gesundheitlichen Einschränkungen zu gewährleisten. Beide Themen sind eng miteinander verbunden und dürfen nicht getrennt betrachtet werden. Eine würdevolle Pflege in Einrichtungen erfordert angemessene Entlohnung für Pflegekräfte und wirtschaftlich tragfähige Pflegeeinrichtungen.


Letzte Aktualisierung
11.01.2017
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildnachweis
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