Wie steht du zur Impfpflicht?

SDie Impfdebatte ist ein heißes Thema mit starken Meinungen auf beiden Seiten. Unser neuer Artikel beleuchtet die Standpunkte und bringt wissenschaftliche Erkenntnisse ins Spiel.

Impfgegner und -befürworter stehen sich mit Megafon gegenüber und hören nicht zu.

„Sollte man Eltern zum Impfen gegen beispielsweise Masern oder Kinderlähmung zwingen?“ Das wollte valmedi.de, das Karriere- und Jobportal für Gesundheitsberufe, wissen. Das Ergebnis ist eindeutig: 83 Prozent der 1.320 Teilnehmer der Umfrage (Stand 5. März 2017) haben die Frage mit „Ja, und zwar schnell" beantwortet. Nur 17 Prozent waren der Ansicht: „Nein, keinesfalls“.

Die Diskussion im sozialen Netzwerk Facebook dazu war überraschend konstruktiv - gemessen jedenfalls an der üblicherweise emotional aufgeladenen Debatte. Und gemessen daran, dass ein provokantes Schild Anstoß für die Auseinandersetzung war. „Sie müssen nicht alle Ihre Kinder impfen lassen - nur die, die Sie behalten wollen“ - diesen Spruch hatte ein Berliner Arzt in seiner Praxis an eine Tafel gepinnt. valmedi.de hat das Statement gepostet und so viele dazu angeregt, ebenfalls ihre Meinung zu sagen.

„Impfungen können ein Segen sein“

„In einer Praxis, in der so ein Spruch hängt, würde ich mir nicht mal die Schuhe putzen lassen. Immer nur entweder ALLE Impfungen gut heißen oder alle ablehnen. Gibt es keine Mittelwege mehr?“, kommentierte ein Facebook-Nutzer und etablierte damit den Ton der Debatte: Durchaus pointiert, aber sachlich und abwägend - so war jedenfalls die Mehrzahl der Beiträge.

„Ich kenne jemanden, der durch eine Impfung Kinderlähmung bekommen hat, weil er schon einen Infekt hatte“, schrieb eine andere Nutzerin. „Trotzdem ist das extrem selten. Impfungen können auch ein Segen sein. Man kann das nicht pauschal sehen.“

Viele der Kommentatoren waren zwar generell für das Impfen - sahen eine von Ärzten schon länger geforderte Impfpflicht aber kritisch. „Vielleicht muss einfach radikal mehr aufgeklärt werden“, schlug eine Nutzerin stattdessen vor. „Ich habe die Hoffnung, dass dann ein Großteil der Impfgegner durch adäquate und angepasste Aufklärung Vernunft annimmt.“

Es gab aber auch ganz klare Positionen. „Wenn Erwachsene über zu schützendes Leben der Kinder falsch entscheiden, ist das Körperverletzung und sollte gesetzlich reglementiert werden“, kommentierte beispielsweise ein Arzt, der sich vehement für eine Impfpflicht aussprach.

„So ein Schwachsinn. 36 Impfungen sind zu viel für kleine Kinder“, hielt eine Nutzerin dagegen, und führte weiter aus: „Es gibt tausende Kinder, die körperliche und geistige Schäden durch die sogenannten Vorsorgeimpfungen bekommen haben.“

„Ihr spritzt einem kleinen Wesen, das keine fremden Bakterien und Viren in sich trägt, giftigen Müll in den Körper“, sprang ihr ein anderer Kommentator bei und führte an: Er selbst sei zwar gegen alles wie empfohlen geimpft worden - habe aber dennoch alle Krankheiten durchleiden müssen.

2017 könnte Masern-Jahr werden

Gerade sind Schutzimpfungen wieder von besonderem öffentlichen Interesse: Die Grippewelle ist auf ihrem Höhepunkt, die Zahl der Erkrankten dieses Mal besonders zahlreich. Zusätzlich breiten sich in einigen Bundesländern Masernvieren aus - mehrere Fälle der Krankheit wurden unter anderem aus Sachsen und Berlin gemeldet.

Das geht aus den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Bislang sind in diesem Jahr demnach bundesweit 43 Masern-Fälle gemeldet worden. 2017 könnte also wieder ein Jahr mit mehr solcher Erkrankungen werden, so befürchten es jedenfalls die RKI-Experten. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr stark: 2016 waren es 442 Fälle, im Jahr zuvor 2.464 und 2014 lediglich 324. Angestrebt wird allerdings die Eliminierung der Masern.

Pro und Contra zum Impfen

Doch Deutschland, das beklagen die RKI-Experten immer wieder, ist impfmüde. Das liege zum einen am Erfolg der Impfungen selbst - daran nämlich, dass Krankheiten wie Masern oder Kinderlähmung durch ihr inzwischen seltenes Vorkommen ihren Schrecken verloren haben.

Andererseits ist die Kritik an Impfungen in den vergangen Jahren stark gestiegen. Kritiker und Befürworter des Impfens tauschen immer wieder ihre Argumente aus, ohne sich dabei einander wesentlich anzunähern. In der folgenden Tabelle hat valmedi.de die wichtigsten Argumente beider Seiten zusammengefasst:

Pro Impfen:

  • Die Wirksamkeit von Impfungen ist nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin ausreichend belegt.
  • Impfen schützt auch die, die sich nicht impfen lassen können - also Säuglinge, kranke und ältere Menschen (sogenannte Herdenimmunität).
  • Mit Impfungen können Epidemien verhindert oder eingegrenzt werden.
  • Infektionskrankheiten wie Masern sind nicht harmlos - noch immer können sie zu schweren Komplikationen und Todesfällen führen.
  • Nur wenn in einer Gesellschaft ein hoher Prozentsatz der Menschen gegen eine Erkrankung geimpft sind, kann eine Krankheit ausgerottet werden - was erklärtes Ziel von unter anderem der WHO ist.
  • Moderne Impfstoffe sind gut verträglich, unerwünschte Nebenwirkungen selten. Das Risiko einer (häufig folgenlos verlaufenden) Überempfindlichkeitsreaktion wird je nach Impfstoff auf etwa eins zu 300.000 geschätzt.

Contra Impfen

  • Kinderkrankheiten sind zwar unangenehm - aber für ansonsten gesunde Kinder harmlos.
  • Wirklich immunisiert gegen Kindererkrankungen wie Masern ist nur, wer die Infektion einmal durchlebt hat.
  • Wirksamkeitsstudien von Impfungen beruhen allein auf dem Anstieg der Antikörper im Blut, der kein Beweis für eine Immunität ist.
  • Impfungen enthalten giftige Stoffe, die gerade für Babies und kleine Kinder gefährlich sind.
  • Impfungen können gefährliche Nebenwirkungen haben - Impfschäden können dabei bis zum Tod führen.
  • Zudem sind langfristige Wirkungen von Impfungen nicht ausreichend erforscht.
  • Impfen liegt vor allem im Interesse der Pharmaindustrie, die am Verkauf der Schutz-Stoffe verdient.

Letzte Aktualisierung
23.02.2017
Autor/Autorin
Denise Peikert
Bildgestaltung
Ilona Burgarth

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