Fachweiterbildung Orthopädie und Unfallchirurgie

Orthopäd*innen und Unfallchirurg*innen gelten als die „Handwerker“ unter den Mediziner*innen.

Die Illustration zeigt ein Knie mit Arthrose

Das Tätigkeitsfeld von Fachärzt*innen für Orthopädie und Unfallchirurgie sind die Vorbeugung, Diagnose, Therapie und Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates. Bis 2005 waren die Orthopädie und Unfallchirurgie eigenständige Fachgebiete. Da es zwischen den Teilgebieten starke Überschneidungen gibt, wurden die Gebiete zu einem Fachbereich zusammengefasst.

  • Die Orthopädie ist sowohl konservativ wie auch operativ tätig und spezialisiert auf Krankheiten in Verbindung mit Knochen, Sehnen, Gelenken, Bändern, Muskeln oder Sehnen. 
  • Die Unfallchirurgie befasst sich vor allem mit Verletzungen als Folge von Unfällen und ist hauptsächlich in der stationären Versorgung tätig. Die Unfallkrankenhäuser und BG-Kliniken (Berufsgenossenschaftliche Krankenhäuser) sind im gesamten Leistungsspektrum auf die Behandlung von Unfallverletzungen spezialisiert (insbesondere Polytraumata).

Statistik

Durch den Zusammenschluss der beiden Teilgebiete ergibt sich ein sehr breites Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten. In der ambulanten und stationären Versorgung der Orthopädie und Unfallchirurgie waren per Ende 2022 rund 17.596 Ärzt*innen ärztlich tätig. Davon sind

  • in der ambulanten Versorgung rund 45% (8.028) Ärzt*innen, und
  • in der stationären Versorgung rund 55% (9.568) Ärzt*innen tätig.

Rund 18% oder 3.229 der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sind Frauen. Im Jahr 2022 erhielten von 943 neu anerkannten Facharzttiteln in diesen Bereichen 250 Frauen einen solchen Titel, was etwa 26% ausmacht. Trotz der überwiegenden Männerdominanz in Orthopädie und Unfallchirurgie zeigen die Zahlen der neu vergebenen Facharzttitel einen stetigen Anstieg der Frauen in diesen Bereichen.

Als wichtige medizinische Fachbereiche spielen Orthopädie und Unfallchirurgie eine zentrale Rolle in der stationären sowie ambulanten Patientenversorgung.

Krankheitsbilder in der Orthopädie

Die Orthopäde beschäftigt sich mit Diagnose und Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Dazu gehören u.a.:

  • Gelenkschmerzen: Schulter, Knie, Hüfte und Ellenbogen
  • Gelenkverschleiß: Arthrose in Knie, Schulter, Ellenbogen, Daumensattelgelenk
  • Versteifungen: Verklebungen oder Verhärtungen der Gelenkkapsel,
  • Sportverletzungen: Behandlungen an Kreuzbändern, Meniskus, Sprunggelenk, Verstauchungen
  • Fehlstellungen vor allem an Fuß und Becken
  • Rückenbeschwerden Blockierungen, Bandscheibenvorfall, Verschleiß, Verspannungen oder Fehlstellungen
  • Rheuma: entzündlich-rheumatische Erkrankungen im Bewegungsapparat
  • Stoffwechselerkrankungen vor allem Osteoporose
  • Wachstumsstörungen bei Kindern und Fehlbildungen

Tätigkeitsschwerpunkte der Unfallchirurgie

Die Unfallchirurgie, auch Traumatologie genannt, befasst sich mit der Diagnose und Therapie von Unfallverletzungen als Folge von Verkehrs-, Sport- und Arbeitsunfällen. Das Arbeitsgebiet ist weit gefasst und insbesondere nach Unfällen eng mit anderen Fachbereichen der Medizin verzahnt.

Zu den wichtigen Verletzungen, die in der Unfallchirurgie behandelt werden zählen:

  • Knochenfrakturen
  • Muskelverletzungen
  • Sehnenverletzungen
  • Gelenkfrakturen und -verletzungen
  • Biss-, Stich-, Schnitt- oder Schussverletzungen
  • Traumatische Verletzungen von Brustkorb, Bauch und Kopf
  • Abschürfungen, Verätzungen, Verbrennungen

Eine besondere Herausforderung sind Polytrauma (Mehrfachverletzungen) infolge schwerer Unfälle. Polytrauma sind oft mit besonderen Komplikationen verbunden und erfordern die interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Fachgebiete. Ein wichtiges Einsatzgebiet von Unfallchirurg*innen sind die Notfallzentren in Krankenhäusern, in denen Polytrauma in enger Zusammenarbeit zwischen Internist*innen, Anästhesiolog*innen und Unfallchirurg*innen behandelt werden.

Fachweiterbildung Orthopädie und Unfallchirurgie

Die Weiterbildungsinhalte werden in den jeweiligen Weiterbildungsverordnungen der Landesärztekammern festgelegt. Verpflichtender Bestandteil der Facharztausbildung ist ein sogenanntes Logbuch. Hier werden Inhalte, Kenntnisse und der Ablauf der Facharztweiterbildung dokumentiert.

Dauer der Fachweiterbildung

Insgesamt dauert die Fachweiterbildung 72 Monate, also 6 Jahre. Die Fachweiterbildung kann nur in für die Fachweiterbildung befugten Einrichtungen (Weiterbildungsbefugnis) absolviert werden.
Die Weiterbildungszeit gliedert sich in:

  • 24 Monate Basisweiterbildung im Fachgebiet Chirurgie
  • 48 Monate spezifische Fachweiterbildung im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie. Davon können
    •  12 Monate in einem anderen Teilgebiet der Chirurgie (z.B. der Allgemeinchirurgie oder der Neurochirurgie geleistet werden),
    • 12 Monate können im ambulanten Bereich absolviert werden,

Weiterbildungsinhalte

Auszug aus der WBO der Ärztekammer Nordrhein zur Fachweiterbildung zum Facharzt/Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in

  • der Vorbeugung, Erkennung, operativen und konservativen Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Verletzungen und deren Folgezuständen sowie von angeborenen und
  • erworbenen Formveränderungen, Fehlbildungen, Funktionsstörungen und Erkrankungen der Stütz- und Bewegungsorgane unter Berücksichtigung der Unterschiede in den verschiedenen Altersstufen
  • der Behandlung von Schwer- und Mehrfachverletzten einschließlich des Traumamanagements
  • den zur Versorgung im Notfall erforderlichen neurotraumatologischen, gefäßchirurgischen, thoraxchirurgischen und visceralchirurgischen Maßnahmen in interdisziplinärer Zusammenarbeit
  • der Erhebung einer intraoperativen radiologischen Befundkontrolle unter Berücksichtigung des Strahlenschutzes
  • der konservativen und funktionellen Behandlung von angeborenen und erworbenen Deformitäten und Reifungsstörungen
  • den Grundlagen der konservativen und operativen Behandlung rheumatischer Gelenkerkrankungen
  • den Grundlagen der operativen Behandlung von Tumoren der Stütz- und Bewegungsorgane
  • der Erkennung und Behandlung von Weichteilverletzungen, Wunden und Verbrennungen einschließlich Mitwirkung bei rekonstruktiven Verfahren
  • der Erkennung und Behandlung von Verletzungen, Erkrankungen und Funktionsstörungen der Hand
  • der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Sportverletzungen und Sportschäden sowie deren Folgen
  • der Mitwirkung bei operativen Eingriffen höherer Schwierigkeitsgrade
  • der Prävention und Behandlung von Knochenerkrankungen und der Osteoporose
  • der Biomechanik
  • chirotherapeutischen und physikalischen Maßnahmen einschließlich funktioneller und entwicklungsphysiologischer Übungsbehandlungen sowie der medizinischen Aufbautrainings- und Gerätetherapie
  • der technischen Orthopädie und Schulung des Gebrauchs orthopädischer Hilfsmittel einschließlich ihrer Überprüfung bei Anproben und nach Fertigstellung
  • den Grundlagen der Durchgangsarzt- und Verletzungsartenverfahren der gewerblichen Berufsgenossenschaften

Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:

  • sonographische Untersuchungen der Bewegungsorgane einschließlich Arthrosonographien, auch bei Säuglingen
  • operative Eingriffe einschließlich Notfalleingriffe an Körperhöhlen, Wirbelsäule, Schulter/Oberarm/Ellbogen, Unterarm/Hand, Becken, Hüftgelenk, Oberschenkel, Kniegelenk, Unterschenkel, Sprunggelenk, Fuß
  • Eingriffe an Nerven und Gefäßen
  • Eingriffe bei Infektionen an Weichteilen, Knochen und Gelenken 
  • Implantatentfernungen
  • Behandlung von thermischen und chemischen Schädigungen
  • konservative Behandlungen von angeborenen und erworbenen Deformitäten,
  • Luxationen, Frakturen und Distorsionen
  • Injektions- und Punktionstechniken an Wirbelsäule und Gelenken
  • Osteodensitometrie
  • Anordnung, Überwachung und Dokumentation von Verordnungen orthopädischer Hilfsmittel

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