Assistenzarzt und Facharztweiterbildung: Voraussetzungen, Ablauf, Vergütung

Die Fachweiterbildung ist ein zentrales Element in der medizinischen Laufbahn. Mit der gewählten Fachrichtung entscheiden sich Ärzte für einen Arbeitsschwerpunkt, der ihre Karriere maßgeblich beeinflusst. In diesem Blogpost geht es um die Voraussetzungen zur Fachweiterbildung, den Ablauf und die Vergütung. Wir geben zudem einen Überblick über die beruflichen Perspektiven für Fachärzte und Fachärztinnen.

Das Bild zeigt eine junge Ärztin mit Stethoskop.

Was ist ein Assistenzarzt oder Assistenzärztin?

Historisch betrachtet hat sich der Begriff "Assistenzarzt" aus der hierarchischen Struktur innerhalb von Krankenhäusern und Kliniken entwickelt. Ursprünglich wurden Ärzte, die ihre medizinische Ausbildung abgeschlossen hatten, aber noch keine vollständige Facharztausbildung oder entsprechende Spezialisierung besaßen, als "Assistenten" von etablierten Fachärzten betrachtet. Sie "assistierten" im wörtlichen Sinne bei medizinischen Prozeduren und erlernten gleichzeitig ihr Fachgebiet intensiver.

Im Laufe der Zeit hat sich der Begriff "Assistenzarzt" als allgemeine Bezeichnung für Ärzte in Weiterbildung etabliert, die ihre Facharztausbildung noch nicht abgeschlossen haben. In jüngerer Zeit gibt es jedoch Bestrebungen, den Begriff "Assistenzarzt" durch "Arzt in Weiterbildung" zu ersetzen, um den Fokus stärker auf den Bildungsaspekt und weniger auf die hierarchische Position zu legen. Die Bezeichnung Arzt in Weiterbildung hat sich aber noch nicht vollständig durchgesetzt.

Unterschied zwischen Assistenzarzt und Stationsarzt

Ein Assistenzarzt oder eine Assistenzärztin befindet sich in der Fachweiterbildung, nachdem das Medizinstudium abgeschlossen und die Approbation erhalten wurde. Hierbei konzentrieren sie sich auf das Lernen klinischer Praktiken, Patientenbetreuung, Diagnose und Therapie.

Ein Stationsarzt oder eine Stationsärztin hingegen beschreibt eine Rolle oder Funktion innerhalb eines Krankenhauses. Sie sind hauptverantwortlich für die Patientenversorgung einer bestimmten Station, führen Visiten durch und treffen medizinische Entscheidungen. Ein Stationsarzt kann sowohl ein Assistenzarzt, ein Facharzt oder in seltenen Fällen sogar ein Oberarzt sein. Es handelt sich also um eine Aufgabenbezeichnung, die unabhängig vom aktuellen Weiterbildungs- oder Fachstatus ist.

Typische Assistenzarztaufgaben

Assistenzärzte und Assistenzärztinnen übernehmen in der Fachweiterbildung eine Vielzahl von Aufgaben, die sich durch die Fachrichtung und Fortschritt in der Weiterbildung unterscheiden .

Typische Aufgaben eines Assistenzarztes bzw. einer Assistenzärztin sind:

Patientenbetreuung: Aufnahme von Patienten, Anamneseerhebung, körperliche Untersuchungen und Beratung.

Diagnose: Durchführung und Interpretation von diagnostischen Maßnahmen wie Laboruntersuchungen, Bildgebung und weiteren spezifischen Tests.

Therapie: Festlegung und Durchführzung von Behandlungsplänen, Verschreibung von Medikamenten und Überwachung der Therapie.

Prozeduren: Je nach Fachrichtung und Fortbildungsstand können Assistenzärzte einfache bis komplexere medizinische Prozeduren durchführen.

Zusammenarbeit: Arbeit im interdisziplinären Team, Abstimmung und Rücksprache mit Fachärzten, Oberärzten und weiterem medizinischen Personal.

Weiterbildung: Teilnahme an internen und externen Fort- und Weiterbildungen, Seminaren und Kursen.

Dokumentation: Sorgfältige Dokumentation von Patientenakten, Befundberichten, Entlassungsbriefen und anderen relevanten Dokumenten.

Bereitschaftsdienst: Viele Assistenzärzte leisten Bereitschaftsdienste, in denen sie außerhalb der regulären Arbeitszeiten für Notfälle oder dringende medizinische Anfragen zur Verfügung stehen.

Visiten: Regelmäßige Durchführung von Stationenvisiten, um den Gesundheitszustand der Patienten zu überprüfen und den Behandlungsverlauf zu besprechen.

Kommunikation: Informationsaustausch mit Patienten und ihren Angehörigen über Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und -verlauf.

Diese Aufgaben können je nach Arbeitsplatz (z. B. Universitätsklinikum, kommunales Krankenhaus, Privatklinik) und Fachrichtung variieren. Mit fortschreitender Weiterbildung werden die Aufgaben in der Regel komplexer und die Verantwortungsbereiche des Assistenzarztes oder der Assistenzärztin erweitern sich.

Formale Voraussetzung zur Ärztlichen Fachweiterbildung

Die Fachweiterbildung ist ein zentrales Element in der medizinischen Laufbahn. Durch sie entscheiden sich Ärzte für einen Arbeitsschwerpunkt, der ihre spätere Karriere maßgeblich beeinflusst.

Die Dauer der Fachweiterbildung variiert je nach gewähltem Gebiet und liegt zwischen 5 bis 7 Jahren. Als Richtlinie dienen hierbei die Weiterbildungsverordnungen, die von den Landesärztekammern festgelegt werden. Auch wenn diese sich unter den Bundesländern nicht erheblich unterscheiden, gibt es dennoch Nuancen. Ziel dieser Verordnungen ist es, einen einheitlichen Weiterbildungsstandard sicherzustellen, damit Mediziner flexibel und universell im Berufsfeld eingesetzt werden können.

Für die Weiterbildung von Assistenzärzten zu Fachärzten ist eine Weiterbildungsbefugnis erforderlich. Diese Befugnis ist personenbezogen, berücksichtigt jedoch auch die Ausstattung, das Behandlungsspektrum und die Art der medizinischen Einrichtung. Die Erteilung solcher Befugnisse obliegt den Landesärztekammern.

Auch wenn es möglich ist, die gesamte Fachweiterbildung bei einem Arbeitgeber zu absolvieren, kann es durchaus sinnvoll sein, den Arbeitsplatz zu wechseln. Dies ermöglicht es, unterschiedliche Abteilungen und Praxen kennenzulernen und das Fachwissen zu ergänzen und zu erweitern. Tatsächlich sind auch nicht alle Weiterbildungsbefugten berechtigt, die vollständige Fachweiterbildung anzubieten, wodurch in manchen Fällen ein Arbeitgeberwechsel nicht nur empfehlenswert, sondern auch notwendig wird.

In welchen Einrichtungen kann eine Fachweiterbildung absolviert werden?

Die ärztliche Fachweiterbildung in Deutschland ist nicht nur auf ein bestimmtes Setting beschränkt, sondern kann in unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen absolviert werden. Die Wahl des Ortes hängt stark von der angestrebten Fachrichtung, den spezifischen Anforderungen der Weiterbildung und den verfügbaren Möglichkeiten in der Region ab. 

Hier sind die wichtigsten Einrichtungen, in denen Assistenzärzte ihre Fachweiterbildung durchführen können:

Krankenhäuser: Dies sind häufig die Hauptorte für Fachweiterbildungen, insbesondere für chirurgische Fächer und andere Fachrichtungen, die eine umfangreiche praktische Ausbildung erfordern.

Rehakliniken: Hier können Assistenzärzte in Bereichen wie Physikalischer Medizin und Rehabilitation oder Geriatrie geschult werden.

Ambulante Praxen: In Deutschland können einige Fachweiterbildungen, besonders im Bereich der Allgemeinmedizin, teilweise oder vollständig in ambulanten Praxen absolviert werden.

Polikliniken: Hierbei handelt es sich um größere ambulante Einrichtungen, die oft an Krankenhäuser angegliedert sind.

Spezialisierte Zentren/Kliniken: Dies können z.B. Herzzentren, Tumorzentren oder ähnliche spezialisierte Einrichtungen sein, je nach Fachrichtung.

Lehrkrankenhäuser: Dies sind Krankenhäuser, die mit Universitäten zusammenarbeiten und in denen Assistenzärzte unter Anleitung von erfahrenen Ärzten und im Rahmen des universitären Curriculums ausgebildet werden.

Öffentlicher Gesundheitsdienst: Für einige Bereiche, wie z.B. das Gesundheitswesen oder die Hygiene, kann die Fachweiterbildung auch in Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes stattfinden.

Facharztprüfung

Nach Abschluss der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit und dem Erfüllen aller in der Weiterbildungsordnung festgelegten Inhalte und Zeiten können Assistenzärzte zur Facharztprüfung zugelassen werden. Die absolvierten Weiterbildungsinhalte werden in einem Logbuch dokumentiert.

Die Prüfung besteht in der Regel aus einem mündlichen und/oder praktischen Teil. Hierbei müssen die Assistenzärzte ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in ihrem gewählten Fachgebiet unter Beweis stellen.

Die genauen Inhalte und der Ablauf der Prüfung sind in der jeweiligen Weiterbildungsordnung des entsprechenden Fachgebietes festgelegt und können sich je nach Bundesland, Ärztekammer und Fachrichtung unterscheiden. Die Unterschiede sind aber nicht signifikant.

Nach bestandener Prüfung erhalten die Ärzte ein Zeugnis über die Anerkennung als Facharzt. Dieses Zeugnis berechtigt sie, die entsprechende Facharztbezeichnung zu führen. Die Facharztprüfung stellt einen formalen Abschluss der Fachweiterbildung dar und ist Voraussetzung für die Tätigkeit als Facharzt. Die abgeschlossene Facharztprüfung ist auch die Voraussetzung für die Niederlassung als Facharzt in der ambulanten Versorgung.

Gehalt und Perspektiven

Die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen einer Anstellung als Assistenzarzt/Assistenzärztin sind üblicherweise in Tarifverträgen festgelegt. In diesen Tarifverträgen sind u.a. die monatlichen Entgelte und auch die Vergütungsregeln bei Überstunden oder Bereitschaftsdiensten geregelt. 

Die Vergütungshöhe differenziert grundsätzlich nach Erfahrung, Weiterbildung und Position.  Die Unterschiede zwischen Tarifverträgen bspw. von privaten Trägern, kommunalen Arbeitgebern oder Universitätskliniken sind in der Vergütung nicht gravierend.

Die aktuelle Tarifeinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (TV-Ärzte/VKA) sieht Erhöhungen bei den Grundentgelten in 2 Stufen vor:

Entgelttabelle für Assistenzärzte und -ärztinnen vom 1. Juli 2023 - 31. März 2024

  • 1. Jahr: ca. 5.084,92
  • 2. Jahr: ca. 5.373,18 € 
  • 3. Jahr: ca. 5.579,03
  • 4. Jahr: ca. 5.935,85
  • 5. Jahr: ca. 6.361,32
  • 6. Jahr: ca. 6.536,32

Entgelttabelle für Assistenzärzte und -ärztinnen vom 1. April 2024 - 30 Juni 2024

  • 1. Jahr: ca. 5.288,32
  • 2. Jahr: ca. 5.373,18 € 
  • 3. Jahr: ca. 5.802,19
  • 4. Jahr: ca. 5.935,85
  • 5. Jahr: ca. 6.615,77
  • 6. Jahr: ca. 6.797,77

Das Grundgehalt nur ein Teil des Gesamtgehaltes, hinzu kommen noch Zuschläge für Nachtarbeit, Bereitschaftsdienste oder Sonntagsarbeit . Zudem können, abhängig von der Region und dem Arbeitgeber, auch zusätzliche Leistungen, wie beispielsweise eine betriebliche Altersvorsorge, vermögenswirksame Leistungen oder zusätzliche Urlaubstage angeboten werden.

Während die Gehälter von Assistenzärzten durch Tarifverträge geregelt sind, können Fachärzte, je nach Fachgebiet, Praxisstandort und Anstellung, deutlich höhere Einkünfte erzielen. Insbesondere in unterversorgten Gebieten oder in spezialisierten Fachrichtungen kann das Einkommen eines niedergelassenen Facharztes überdurchschnittlich hoch sein

Weitergehende Spezialisierung nach Abschluss der Fachweiterbildung

Zusatzweiterbildungen ermöglichen Ärzten, sich über den Rahmen ihrer Facharztausbildung hinaus in spezifischen Bereichen weiter zu qualifizieren. 

Einige Beispiele für solche Subspezialisierungen bzw. Zusatzweiterbildungen sind:

Allgemeinmedizin:

  • Geriatrische Medizin: Spezialisierung auf die Behandlung älterer Patienten.
  • Palliativmedizin: Fokus auf die lindernde Behandlung von Patienten mit unheilbaren Erkrankungen.

Innere Medizin:

  • Kardiologie: Spezialisierung auf Herzerkrankungen.
  • Gastroenterologie: Fokus auf Erkrankungen des Verdauungssystems.
  • Nephrologie: Behandlung von Nierenerkrankungen.
  • Endokrinologie: Spezialisierung auf Hormon- und Stoffwechselerkrankungen.

Chirurgie:

  • Gefäßchirurgie: Spezialisierung auf die operative Behandlung von Gefäßerkrankungen.
  • Handchirurgie: Fokus auf Erkrankungen und Verletzungen der Hand.

Gynäkologie und Geburtshilfe:

  • Gynäkologische Onkologie: Spezialisierung auf Krebserkrankungen des weiblichen Genitaltrakts.
  • Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin: Fokus auf Risikoschwangerschaften und die Versorgung von Frühgeborenen.

Radiologie:

  • Neuroradiologie: Spezialdiagnostik des Nervensystems, des Gehirns und des Rückenmarks.

Pädiatrie:

  • Kinder-Kardiologie: Behandlung von angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen bei Kindern.

Psychiatrie und Psychotherapie:

  • Suchtmedizinische Grundversorgung: Fokus auf die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen.

Orthopädie und Unfallchirurgie:

  • Spezielle Unfallchirurgie: Vertiefung in der Behandlung von komplexen Verletzungen.

Perspektiven und Optionen nach der Facharztweiterbildung

Die Perspektiven nach Abschluss der Fachweiterbildung sind vielfältig. Mit der Facharztanerkennung können Mediziner sich in eigener Praxis niederlassen, eine leitende Position in einem Krankenhaus anstreben oder sich in weiteren Schritten, wie z.B. durch eine Habilitation, wissenschaftlich qualifizieren. Zudem eröffnen sich durch den Facharztstatus auch Möglichkeiten im Ausland, in der Industrie oder in der Lehre.

Spezialisierung: Viele Fachärzte vertiefen ihr Fachwissen durch Weiterbildungen in Subspezialitäten ihres Bereiches oder absolvieren spezialisierte Kurse.

Wissenschaft und Forschung: Einige Ärzte engagieren sich in der medizinischen Forschung, veröffentlichen in Fachzeitschriften oder streben eine akademische Laufbahn an Universitäten an.

Führungsaufgaben: Mit Erfahrung können Fachärzte leitende Positionen in Krankenhäusern oder Kliniken übernehmen, etwa als Oberarzt, Leitender Arzt oder Chefarzt.

Niederlassung: Ein signifikanter Anteil der Ärzte wählt nach ihrer Fachweiterbildung den Weg in die Selbstständigkeit und gründet eine eigene Praxis oder schließt sich einer Gemeinschaftspraxis an.

Internationalität: Der Facharzttitel ermöglicht auch Tätigkeiten im internationalen Kontext. Einige Ärzte sammeln Erfahrungen im Ausland oder nehmen an internationalen Weiterbildungsprogrammen teil.

Beratung und Industrie: Fachärzte können auch in beratenden Tätigkeiten im Gesundheitswesen oder in der Pharmaindustrie tätig werden.

Mit dem Abschluss als Facharzt eröffnen sich also für Mediziner nicht nur finanzielle Vorteile durch ein höheres Gehalt. Sie genießen zudem eine deutlich größere Flexibilität, wenn es darum geht, den passenden Arbeitgeber oder den gewünschten Einsatzort zu wählen. Dies erweitert ihre beruflichen Perspektiven und bietet Chancen für individuelle Karrierewege.

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Letzte Aktualisierung
03.08.2023
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildnachweis
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