Fachweiterbildung Kinder- und Jugendmedizin

Die Kinder- und Jugendmedizin ist für angehende Mediziner*innen einer der beliebtesten Fachbereiche. Das Fachgebiet Kinder- und Jugendmedizin ist vielseitig und umfasst Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen von Kindern und Jugendlichen.

Fachweiterbildung Kinder- und Jugendmedizin

Kinderärzt*innen spielen eine entscheidende Rolle in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Ihr Alltag ist komplex und vielseitig, wobei nicht nur eine solide Ausbildung, sondern auch Empathie und Geschick im Umgang mit Kindern von entscheidender Bedeutung sind.

Sie sind verantwortlich für die Grundversorgung von Kindern und Jugendlichen, stehen bereit für Kinderkrankheiten, Vorsorgeuntersuchungen, Entwicklungsabweichungen und Fehlstellungen. In vielen Aspekten ähnelt ihr Tätigkeitsfeld dem von Allgemeinmediziner*innen, wobei ihr Fokus speziell auf der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen liegt.

Das breite Spektrum an Verantwortlichkeiten in der Kinder- und Jugendmedizin erfordert eine umfassende und kontinuierliche Aus- und Weiterbildung. Verschiedene Teilgebiete haben sich entwickelt, die jeweils für die Behandlung und Therapie verschiedener Arten von Erkrankungen entscheidend sind.

Wichtige Spezialisierungen innerhalb der Kinder- und Jugendmedizin umfassen unter anderem:

  • Neonatologie: Fokus auf die Behandlung und Therapie von Frühgeborenen und Kinderintensivmedizin
  • Kinderkardiologie: Behandlung von angeborenen und/oder erworbenen Herzerkrankungen
  • Neuropädiatrie: Konzentration auf neurologische Erkrankungen
  • Kinderhämatologie: Spezialisiert auf die Erkennung und Behandlung onkologischer Erkrankungen

Ärztestatistik Kinder- und Jugendmedizin

Die Kinder- und Jugendmedizin stellt einen der größten medizinischen Fachbereiche dar. Mit Stand Ende 20200 waren insgesamt 11.036 Ärztinnen mit der Facharztbezeichnung für Kinder- und Jugendmedizin tätig. Das entspricht fast 3 % aller in Deutschland praktizierenden Medizinerinnen. Zusätzlich gibt es noch 679 Fachärzt*innen mit der Bezeichnung "Facharzt für Kinderheilkunde".

Im Bereich der ambulanten Versorgung sind etwa 60% der Kinderärztinnen tätig, das entspricht 6.628 Ärztinnen. Im stationären Bereich arbeiten 4.408 Kinderärzt*innen.

Dieses Fachgebiet zeichnet sich durch einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil aus. Von den Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendmedizin sind über 65 %, also 7.338, Frauen. Der Großteil von ihnen ist in der Niederlassung tätig.

Im Jahr 2022 wurden 733 neue Facharztbezeichnungen in der Kinder- und Jugendmedizin vergeben, wovon 570 an Frauen gingen.

Tätigkeitsschwerpunkte

Die primären Aufgaben von Kinderärzt*innen in der ambulanten Versorgung umfassen die Grundversorgung von Kindern und Jugendlichen. Hierzu zählen beispielsweise Impfungen, Früherkennungsuntersuchungen sowie die Behandlung akuter und chronischer Krankheiten. Diese umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Stoffwechselerkrankungen
  • Infektionskrankheiten
  • Nieren- und Harnwegserkrankungen
  • Chronische Schmerzzustände
  • Basischirurgische Eingriffe, wie Wundversorgung und die Behandlung von Verbrennungen oder Verbrühungen
  • Versorgung bei Alltagsunfällen
  • Allergiebehandlungen

Im stationären Bereich konzentrieren sich Kinderärzt*innen auf die Behandlung schwerwiegenderer Krankheitsbilder, die oftmals längere Krankenhausaufenthalte nach sich ziehen. Hier steht die Neonatologie und Kinderintensivmedizin im Vordergrund, wobei die Schwerpunkte der stationären Versorgung Folgendes umfassen:

  • Schwere und komplexe Stoffwechselerkrankungen
  • Kinderintensivmedizin
  • Medizin für Früh- und Neugeborene
  • Schwere Nieren- und Lungenerkrankungen
  • Mukoviszidose
  • Komplexe gastroenterologische Erkrankungen
  • Neurologische und neuromuskuläre Krankheiten
  • Seltene Pädiatrische Erkrankungen

Dauer der Fachweiterbildung

Die Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin erstreckt sich über einen Zeitraum von 60 Monaten. Die spezifischen Inhalte der Weiterbildung werden in den Weiterbildungsverordnungen der jeweiligen Landesärztekammern festgelegt. Ein integraler Bestandteil dieser Ausbildung ist das Führen eines Logbuchs, in dem die Inhalte, Kenntnisse und der Fortschritt der Weiterbildung dokumentiert werden. Ein Musterlogbuch ist bei der Bundesärztekammer erhältlich.

Innerhalb der Gesamtweiterbildungszeit von 60 Monaten sind folgende Stationen vorgesehen:

  • 6 Monate im Bereich der intensivmedizinischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen
  • Bis zu 12 Monate können in den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und/oder Kinderchirurgie absolviert oder angerechnet werden. Alternativ können 6 Monate in anderen Fachgebieten angerechnet werden.
  • Bis zu 12 Monate können auf die Schwerpunktausbildungen des Gebietes angerechnet werden.
  • Bis zu 24 Monate können im ambulanten Sektor durchgeführt oder angerechnet werden.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, bis zu 12 Monate in einem spezialisierten Bereich wie Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Psychosomatische Medizin anzuerkennen. Es können auch bis zu 6 Monate in einem direkten medizinischen Versorgungsbereich, wie zum Beispiel Allgemeinmedizin, Neurologie oder Neurochirurgie, absolviert oder angerechnet werden.

Weiterbildungsinhalte

Auszug aus der WBO der Ärztekammer Nordrhein zur Fachweiterbildung zum Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin

Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in folgenden Bereichen:

  • der Beurteilung der körperlichen, sozialen, psychischen und intellektuellen Entwicklung des Säuglings, Kleinkindes, Kindes und Jugendlichen
  • der Erkennung und koordinierten Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter
  • der Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen und der Gesundheitsberatung/-vorsorge einschließlich ihrer Bezugspersonen
  • Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsmaßnahmen einschließlich orientierende Hör- und Sehprüfungen
  • der Prävention
  • der Behandlung im familiären und weiteren sozialen Umfeld und häuslichen Milieu einschließlich der Hausbesuchstätigkeit und sozialpädiatrischer Maßnahmen
  • der Einleitung und Durchführung rehabilitativer Maßnahmen sowie der Nachsorge
  • der Erkennung und Behandlung angeborener und im Kindes- und Jugendalter auftretender Störungen und Erkrankungen einschließlich der Behandlung von Früh- und Reifgeborenen
  • den Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
  • der Erkennung und Behandlung von bakteriellen, viralen, mykotischen und parasitären Infektionen einschließlich epidemiologischer Grundlagen
  • altersbezogenen neurologischen Untersuchungsmethoden und der Differentialdiagnostik neurologischer Krankheitsbilder
  • der Reifebeurteilung von Früh- und Neugeborenen und Einleitung neonatologischer Behandlungsmaßnahmen
    -    Durchführung und Beurteilung entwicklungs- und psychodiagnostischer Testverfahren und Einleitung therapeutischer Verfahren
  • orientierenden Untersuchungen des Sprechens, der Sprache und der Sprachentwicklung
  • der Entwicklung und Erkrankung des kindlichen Immunsystems
  • der Erkennung und Behandlung gebietsbezogener allergischer Erkrankungen
  • der Erkennung und Behandlung von Störungen des Wachstums und der Pubertätsentwicklung
  • psychogenen Symptomen, somatopsychischen Reaktionen und psychosozialen Zusammenhängen ernährungsbedingten Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Behandlung und Schulung
  • der Betreuung und Schulung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen, z. B. Asthmaschulung, Diabetesschulung
  • der Gewalt- und Suchtprävention
  • der Sexualberatung
  • der Erkennung und Bewertung von Kindesmisshandlungen und Vernachlässigungen, von sozial- und umweltbedingten Gesundheitsstörungen
  • der Behandlung akuter und chronischer Schmerzzustände
  • der Indikationsstellung, sachgerechten Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsbild
  • der Indikationsstellung und Überwachung logopädischer, ergo- und physiotherapeutischer sowie physikalischer Therapiemaßnahmen
  • der gebietsbezogenen Arzneimitteltherapie
  • der Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen und Wiederbelebung einschließlich bei Früh- und Neugeborenen
  • der intensivmedizinischen Basisversorgung
  • der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
  • interdisziplinärer Koordination einschließlich der Einbeziehung weiterer ärztlicher, pflegerischer und sozialer Hilfen in Behandlungs- und Betreuungskonzepte

Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:

  • Kinder- und Jugendlichen-Vorsorgeuntersuchungen
  • Elektrokardiogramm einschließlich Langzeit-EKG
  • Langzeit-Blutdruckmessung
  • spirometrische Untersuchungen der Lungenfunktion
  • orientierende Hör- und Seh-Screening-Untersuchungen
  • unspezifische und allergenvermittelte Provokations- und Karenztests einschließlich epikutaner, kutaner und intrakutaner Tests sowie Erstellung eines Therapieplanes
  • Hyposensibilisierung
  • Ultraschalluntersuchungen des Abdomens, des Retroperitoneums, der Urogenitalorgane, des Gehirns, der Schilddrüse, der Nasennebenhöhlen sowie der Gelenke einschließlich der Säuglingshüfte
  • Punktions- und Katheterisierungstechniken einschließlich der Gewinnung von Untersuchungsmaterial
  • Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung
  • Phototherapie

Weitere Spezialisierungen und Zusatzweiterbildungen 

Wie in anderen medizinischen Disziplinen bietet auch die Kinder- und Jugendmedizin eine Vielzahl von Spezialisierungsmöglichkeiten. Diese Bereiche erfordern eine Zusatzweiterbildung und ermöglichen es den Fachärzt*innen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in bestimmten Teilbereichen zu vertiefen und sich auf spezifische kinder- und jugendmedizinische Themen zu konzentrieren.

Zu diesen Spezialisierungsmöglichkeiten gehören die Kinderdiabetologie, die sich auf die Behandlung von Diabetes bei Kindern und Jugendlichen konzentriert, und die Kindergastroenterologie, die auf Erkrankungen des Verdauungssystems bei dieser Altersgruppe spezialisiert ist. Die Kindernephrologie befasst sich mit Nieren- und Harnwegserkrankungen bei Kindern, während die Kinderpneumologie sich auf Atemwegs- und Lungenkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert.

Es ist dabei von Bedeutung zu betonen, dass sowohl die Kinderchirurgie als auch die Kinderpsychiatrie und -psychotherapie als eigenständige Fachgebiete gelten. Diese Disziplinen erfordern ihre eigene Fachweiterbildung, unabhängig von der allgemeinen Weiterbildung in der Kinder- und Jugendmedizin. Beide Bereiche ermöglichen es den Fachärzt*innen, spezielle Fertigkeiten zu erwerben und sich auf die einzigartigen Anforderungen und Herausforderungen zu konzentrieren, die diese speziellen Fachgebiete mit sich bringen.


Finde die passende Stelle im Gesundheitswesen

Zur Jobsuche

Karriere im Gesundheitswesen? Hier finden Sie passende Stellenangebote! Entdecken Sie unsere Jobbörse und lassen Sie sich von spannenden Jobangeboten inspirieren.

Zur Jobsuche
Zur Jobsuche