Ausgebrannt am Krankenbett: Warum viele Pflegekräfte unter Burnout leiden

Chronischer Personalmangel, hohe Arbeitsbelastung und emotionaler Stress: Diese Kombination setzt Pflegekräfte einem hohen Risiko für Burnout aus. Dieser Blogpost beleuchtet die Ursachen und Hintergründe für die Häufigkeit von Burnout gerade bei Pflegekräften und stellt Überlegungen zur Prävention und Bewältigung vor.

Eine Krankenpflegerin sitzt in der Ecke und ist einfach nur müde.

Burnout unter Pflegekräften ist weit mehr als nur ein Modewort; es ist ein ernstzunehmendes, allgegenwärtiges Problem, das tiefgreifende Folgen für das gesamte Gesundheitssystem hat. Von alarmierenden Fehltagen bis hin zu eingeschränkter Versorgungsqualität – Burnout kostet nicht nur die Betroffenen ihre Gesundheit, sondern belastet auch die ohnehin angespannten Ressourcen im Gesundheitswesen. 

Burnout - Begriffsklärung und Symptome

Burnout ist ein Zustand, der durch tiefe körperliche und emotionale Erschöpfung gekennzeichnet ist. Der Begriff leitet sich vom englischen "to burn out" ab, was wörtlich "ausbrennen" bedeutet. Trotz der breiten Anerkennung des Phänomens existiert keine universelle Definition. 

Wie zeigt sich Burnout?

Die Symptomatik bei Burnout variiert von Person zu Person, dennoch gibt es einige gemeinsame Anzeichen. Diese reichen von ständiger Müdigkeit und Erschöpfung über Zynismus und Negativität bis hin zu einer abnehmenden Leistungsfähigkeit. Nicht selten fühlen sich Betroffene seelisch und körperlich erschöpft und haben das Gefühl, nicht mehr abschalten zu können. Zudem kann es zu einer distanzierten oder sogar aggressiven Haltung gegenüber Kollegen und dem sozialen Umfeld kommen.

Was sind die konkreten Folgen für Betroffene und das soziale Umfeld?

Die Auswirkungen eines nicht behandelten Burnouts können weitreichend sein. Für die betroffene Person können sie zu gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder erhöhtem Blutdruck führen. Auf psychologischer Ebene können Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Vergesslichkeit und eine generelle Abnahme der Lebensqualität die Folge sein.

Auch das soziale Umfeld wird durch den Zustand des Betroffenen beeinträchtigt. Partnerschaften können unter der emotionalen Entfernung leiden und im beruflichen Kontext kann sowohl die Produktivität als auch die Teamdynamik negativ beeinflusst werden.

Warum Pflegekräfte ein hohes Risiko für Burnout tragen

Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigen, dass psychische Erkrankungen, einschließlich Burnout, beim Pflegepersonal stark zunehmen. Im Jahr 2021 lag die durchschnittliche Anzahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen bei 6,2 Tagen pro AOK-Mitglied in der Pflege, fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt aller Berufe. 

Die allgemeine Krankheitsrate ist ebenfalls besorgniserregend: Mit durchschnittlich 26,2 Fehltagen pro AOK-Mitglied im Pflegebereich lag die Zahl der Ausfälle um ein Drittel höher als bei allen anderen AOK-versicherten Berufsgruppen. Selbst unter Berücksichtigung von Alters- und Geschlechtsstrukturen bleiben die Fehltage in der Pflege um 27 Prozent höher als im Durchschnitt.

Pflegekräfte melden sich nachweislich häufiger krank als Angehörige anderer Berufsgruppen. Dies ist ein Indikator dafür, dass die Belastungsgrenzen oft überschritten werden und die Arbeitsbedingungen die Gesundheit beeinträchtigen. Mehr zu diesem Aspekt ist im Blogpost "Pflegekräfte häufiger krank" nachzulesen.

Das Arbeitsumfeld stellt für viele Pflegekräfte einen Teufelskreis dar: Der Mangel an Fachkräften erhöht die Arbeitsbelastung für die bestehende Belegschaft. Die höhere Arbeitsbelastung wiederum forciert Unzufriedenheit, Arbeitsstress und führt zu höherer Krankheitsanfälligkeit und mehr Fluktuation. Dies verschärft die Personalsituation weiter, was für die verbleibenden Mitarbeiter wiederum mehr Arbeitsintensität bedeutet.

Ein Schlüsselproblem ist also der akute Mangel an Pflegepersonal. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Der latente Personalmangel erhöht den Arbeitsdruck auf das vorhandene Personal erheblich. Zur Arbeitsmarktsituation in der Pflege bietet der Blogpost "Pflegekräfte am Limit" weiterführende Informationen.

Burnout und seine Ursachen in der Pflegebranche

In der Pflegebranche haben sich spezielle Bedingungen verfestigt, die das Burnout-Risiko signifikant erhöhen können. Ob es die langen Arbeitszeiten, die emotionale Belastung oder das Fehlen von Anerkung sind – die Gründe sind vielschichtig.

Arbeitsbelastung und lange Arbeitszeiten

Aufgrund von Personalmangel und knappen Ressourcen sind Pflegekräfte oft gezwungen, lange Arbeitszeiten und Schichten zu absolvieren. Diese übermäßige Arbeitsbelastung führt nicht nur zu physischer, sondern auch zu psychischer Erschöpfung.

Emotionaler Stress

Pflegekräfte sind täglich mit emotional belastenden Situationen konfrontiert, sei es der Tod eines Patienten oder der Umgang mit schweren Krankheitsverläufen. 

Umgang mit schweren Krankheitsverläufen

Die Konfrontation mit schweren oder sogar unheilbaren Krankheiten zählt zu den psychisch belastenden Aspekten des Pflegeberufs. Der kontinuierliche Umgang mit derartigen Fällen kann zur emotionalen Erschöpfung und schließlich zum Burnout beitragen.

Fehlende Anerkennung und Unterstützung

Pflegekräfte klagen häufig über einen Mangel an Anerkennung und Unterstützung, sowohl von der Institution, in der sie arbeiten, als auch von der Gesellschaft und dem sozialen Umfeld. Auch ein solches Defizit an positiver Rückmeldung und Anerkennung kann das Burnout-Risiko erhöhen.

Private Lebensumstände als Verstärker

Wer bereits privat vielen Stressoren ausgesetzt ist, dem fällt es schwerer, zusätzliche Belastungen im Berufsleben auszugleichen.

Steigende Belastung durch Organisationskultur und Arbeitsethik

Im Gesundheitswesen, und besonders in der Pflege herrscht eine spezielle Arbeitsethik, die über das übliche Maß an beruflichem Einsatz hinausgeht. Es ist ein von Fürsorge geprägter Beruf. Die ständige Bereitschaft, das Dasein für Andere oder flexibles Reagieren in Notfällen stellen hohe Anforderungen. Der Übergang vom berufsbedingten Engagement zur Überforderung und Überlastung ist daher kurz. Eine Pflegefachkraft beschreibt das Dilemma wie folgt: “Wir sind gefangen in unserer Arbeitsauffassung und Arbeitsethik und fühlen uns den Patienten verpflichtet. Am Ende beuten wir uns damit letztlich selber aus und die Unternehmen nehmen dankend an. Veränderungen werden immer angekündigt, bleiben aber im Ansatz stecken." Mit weiter steigender Arbeitsintensität wird die Arbeitsethik zum gesundheitlichen Problem, für Unternehmen und Beschäftigte. 

Prävention und Bewältigungsstrategien bei Burnout

Das Burnout-Risiko im Pflegebereich betrifft nicht nur die Pflegekräfte, sondern stellt auch medizinische Einrichtungen vor immense Herausforderungen. Sowohl aus unternehmerischer Sicht als auch aus der Perspektive der Beschäftigten wird die Entwicklung wirksamer Präventions- und Bewältigungsstrategien angesichts des chronischen Personalmangels und der zunehmenden Arbeitsbelastung immer dringlicher.

Work-Life-Balance wird elementar

Die Einhaltung einer gesunden Work-Life-Balance ist in der Pflegebranche besonders schwierig, da die Arbeitskultur und -ethik oft wenig Raum für persönliche Bedürfnisse lassen. Um dem entgegenzuwirken, werden Konzepte zur Work-Life-Balance immer wichtiger. 

Professionelle Unterstützung und Supervision

Supervision und professionelle Unterstützung können helfen, emotionalen Stress abzubauen und die Komplexität der Arbeit in der Pflege zu bewältigen. Hierbei kann es sinnvoll sein, regelmäßige Supervisionstermine einzuplanen, um die Belastungsfaktoren zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln.

Therapeutische Angebote

Aufgrund der hohen emotionalen Belastung sollte den Pflegekräften der Zugang zu therapeutischen Angeboten erleichtert werden. Das kann von Einzelgesprächen bis hin zu Gruppentherapien reichen, je nach den speziellen Anforderungen und Wünschen der Mitarbeiter.

Mehr Teamarbeit und soziale Unterstützung

Ein hohes Maß an Teamarbeit und soziale Unterstützung können eine wichtige Rolle in der Prävention von Burnout spielen. Ein unterstützendes Arbeitsumfeld kann dazu beitragen, die emotionalen und physischen Belastungen abzumildern und einen offenen Austausch über Herausforderungen und Belastungen zu ermöglichen.

Effizienteres Zeitmanagement und Pausen

Ein effizientes Zeitmanagement und festgelegte Pausenzeiten können die Arbeit erleichtern und Stress reduzieren. Im Pflegebereich, wo die Arbeitslast oft schwer vorhersehbar ist, sind flexible Pausenmodelle und Zeitmanagement-Strategien umso wichtiger.

Unterstützung bei Selbstfürsorge und Resilienz-Training

Schulungen zur Selbstfürsorge und zum Resilienz-Training können den Pflegekräften dabei helfen, mit den hohen Anforderungen und dem Stress umzugehen. Solche Programme können Techniken zur Stressbewältigung, zur Verbesserung der emotionalen Intelligenz und zur Erhöhung der persönlichen Widerstandsfähigkeit umfassen.

Fazit

Burnout unter Pflegekräften ist ein aktuelles und akutes Problem, das sowohl für die Betroffenen als auch für medizinische Einrichtungen schwerwiegende und nachhaltige Folgen hat. Durch chronischen Personalmangel und hohe Arbeitsbelastung drohen erhöhte Fehlzeiten und mittel- und langfristig eine schlechtere Versorgungsqualität und eine erhöhte Fluktuation. 

Lösungsansätze sollten vielschichtig sein und reichen von der Verbesserung der Work-Life-Balance und professioneller Supervision bis hin zu Resilienz-Training und besserem Zeitmanagement. Auch die medizinischen Einrichtungen selbst müssen ihre Organisationskulturen und Arbeitsethiken überdenken, um nachhaltig dem Burnout-Risiko entgegenzuwirken. Nur durch kombinierte Anstrengungen von Einrichtungen und Mitarbeitern kann die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte steigen, und die Qualität der Pflege dauerhaft auf einem angemessenen Niveau gehalten werden.


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