Gehalt Handchirurgie: Was verdient ein Handchirurg?

Handchirurgie ist eine Zusatzqualifikation in Orthopädie und Unfallchirurgie, zugänglich auch für Plastische Chirurgen. Die hohe Nachfrage in der stationären Versorgung begünstigt einen schnellen Aufstieg in leitende Positionen. Erfahrene Operateure profitieren von attraktiven Gehältern. In der Niederlassung verschafft die Qualifikation Wettbewerbsvorteile und Zugang zu einer attraktiven Patientenklientel.

Die Illustration zeigt 2 Hände und symbolisiert das Tätigkeitsfeld der Handchirurgie.

Die Handchirurgie ist ein hochspezialisiertes chirurgisches Fachgebiet, das aufgrund seiner Komplexität über die allgemeine Chirurgie und Orthopädie und Unfallchirurgie hinausgeht. Handchirurgen sind hauptsächlich in großen Krankenhäusern, unfallchirurgischen Kliniken und spezialisierten Praxen tätig. Sie behandeln ein breites Spektrum an Erkrankungen, Verletzungen und Funktionsstörungen der Hand. 

Dieser Blogpost beleuchtet die Arbeitsschwerpunkte und beruflichen Perspektiven in der Handchirurgie und gibt eine Orientierung für die Verdienstmöglichkeiten in diesem Schwerpunkt.

Arbeitsschwerpunkte der Handchirurgie

Aufgrund der anatomischen Komplexität und der zentralen Bedeutung der Hand für alltägliche Funktionen und berufliche Tätigkeiten, erfordert die Handchirurgie ein außergewöhnliches Maß an Präzision, Fachkenntnis und Erfahrung. Handchirurgen sind daher nicht nur in der Orthopädie und Unfallchirurgie  ausgebildet, sondern verfügen über spezialisierte Kenntnisse in Mikrochirurgie, plastischer Chirurgie und neurologischer Rehabilitation, um eine umfassende Versorgung sicherzustellen.

Die Handchirurgie spielt eine entscheidende Rolle nicht nur in der akuten Versorgung von Verletzungen, sondern auch in der langfristigen Behandlung chronischer Erkrankungen und angeborener Fehlbildungen.

Zu den wichtigsten Arbeitsschwerpunkten zählen:

  • Frakturen und Verletzungen: Behandlung von Knochenbrüchen, Sehnenrissen, Nerven- und Gefäßverletzungen in der Hand und am Handgelenk.
  • Sehnenerkrankungen: Therapie von Erkrankungen wie dem Karpaltunnelsyndrom, Tendovaginitis und Sehnenentzündungen.
  • Arthrose und degenerative Erkrankungen: Eingriffe bei Verschleißerscheinungen der Gelenke, insbesondere am Handgelenk und den Fingergelenken.
  • Replantationen: Wiederanbringung von amputierten Fingern oder Teilen der Hand.
  • Rheumachirurgie: Spezielle Eingriffe zur Verbesserung der Handfunktion bei rheumatischen Erkrankungen.
  • Kongenitale Fehlbildungen: Korrektur von angeborenen Deformitäten wie Syndaktylie (zusammengewachsene Finger) oder Polydaktylie (überzählige Finger).
  • Plastische und rekonstruktive Eingriffe: Wiederherstellung der Form und Funktion nach Verletzungen oder bei Fehlbildungen, einschließlich Hauttransplantationen und Mikrochirurgie.

Wo sind Handchirurgen hauptsächlich tätig?

Die Handchirurgie wird vorwiegend als stationäre medizinische Leistung in spezialisierten Einrichtungen angeboten, da sie häufig komplexe operative Eingriffe erfordert. Diese operativen Eingriffe sind aufgrund der anatomischen Feinheit und Funktionalität der Hand anspruchsvoll und bedürfen einer hochspezialisierten Umgebung und Expertise. Unfallkrankenhäuser, orthopädische Krankenhäuser sowie Krankenhäuser mit großen orthopädischen Abteilungen und Universitätskliniken sind die wichtigsten die Tätigkeitsbereiche der Handchirurgie. Diese Einrichtungen verfügen über die notwendige Infrastruktur und das spezialisierte Personal, um eine adäquate Versorgung und Nachsorge zu gewährleisten.

Neben der stationären Behandlung spielen niedergelassene Fachärzte mit einer Zusatzweiterbildung in Handchirurgie eine wichtige Rolle in der Langzeitbetreuung von Patienten. Sie konzentrieren sich auf die nicht-operative Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation nach chirurgischen Eingriffen. Zudem sind viele Fachärzte/-ärztinnen mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie auch als Belegärzte in Krankenhäusern und Kliniken tätig, wo sie operative Eingriffe vornehmen und eng mit den stationären orthopädischen Abteilungen zusammenarbeiten. 

Weiterbildung zum Facharzt/-ärztin für Handchirurgie

Die Weiterbildung zum Facharzt bzw. zur Fachärztin für Handchirurgie ist eine Zusatzqualifikation, die nach der Facharztausbildung in der Chirurgie, hauptsächlich aber der Orthopädie und Unfallchirurgie und auch der plastischen Chirurgie erworben werden kann. 

Die Dauer der Zusatzweiterbildung Handchirurgie beträgt 36 Monate. Während dieser Zeit erwerben die angehenden Handchirurgen spezialisierte Kenntnisse und Fähigkeiten, die für die Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von Handverletzungen und -erkrankungen erforderlich sind. Dazu gehören unter anderem mikrochirurgische Techniken, komplexe Rekonstruktionen und die Behandlung von Sehnen-, Nerven- und Gefäßverletzungen.

Die Weiterbildung kann nur an dafür zugelassenen Weiterbildungsstätten absolviert werden, zu denen in der Regel spezialisierte Abteilungen in Universitätskliniken, großen Krankenhäusern und spezialisierte orthopädische Zentren gehören. Diese Einrichtungen müssen über die entsprechende Ausstattung und das Fachpersonal verfügen, um eine umfassende Ausbildung in allen Aspekten der Handchirurgie zu gewährleisten. 

Berufliche Perspektiven und Aufstiegschancen

Die Orthopädie und Unfallchirurgie ist mit über 9.500 berufstätigen Fachärzten und Fachärztinnen eine der großen Versorgungsbereiche in der Medizin. Nur rund 10 % (1.004) haben eine Zusatzqualifikation in der Handchirurgie absolviert. Handchirurgen sind deshalb aufgrund ihrer spezialisierten Kenntnisse und Fähigkeiten in Krankenhäusern und Kliniken sehr gefragt. Nach Abschluss ihrer Zusatzweiterbildung werden sie häufig direkt als Oberarzt oder Oberärztin eingesetzt. Die Zusatzweiterbildung in der Handchirurgie wird häufig bereits im letzten Jahr der Facharztausbildung begonnen.  

Auch außerhalb des Krankenhausumfelds sind die Berufschancen für Handchirurgen ausgezeichnet. Niedergelassene Orthopäden mit einem handchirurgischen Schwerpunkt finden aufgrund der hohen Nachfrage nach spezialisierten handchirurgischen Leistungen eine solide Patientenbasis. Die Fähigkeit, komplexe konservative aber auch operative handchirurgische Eingriffe durchzuführen, kann zu einem höheren und lukrativen Patientenaufkommen führen. Von über 8.000 ambulant tätigen Orthopäden haben 659 eine Zusatzweiterbildung in der Handchirurgie absolviert. 

Gehalt in Krankenhäusern und Kliniken

Die Gehälter von Ärzten und Ärztinnen in Krankenhäusern und Klinken sind durch Tarifverträge geregelt. Hier zur Orientierung Gehaltsangaben, gültig ab April 24, aus dem aktuellen Tarifvertrag für kommunale Krankenhäuser und Kliniken (TV-Ärzte/VKA):

Gehalt Handchirurgie nach Abschluss der Zusatzweiterbildung und 4 Jahren Berufserfahrung als Facharzt/Fachärztin (gerundet):

  • 8.400 €

Gehalt Handchirurgie nach Abschluss der Zusatzweiterbildung als Oberarzt/Oberärztin:

  • 10.000 € (4 Jahre Berufserfahrung als Facharzt/Fachärztin)

Die Nachfrage nach Medizinern mit der Zusatzweiterbildung Handchirurgie ist hoch. Daher werden erfahrenen und spezialisierten Operateuren oft weitere finanzielle Zulagen angeboten, die über die tariflichen Leistungen hinausgehen.

Einkommen in niedergelassener Praxen

In der ambulanten Versorgung werden Fachärzte/-ärztinnen der Handchirurgie statistisch der Orthopädie und Unfallchirurgie zugeordnet. Laut dem Statistischen Bundesamt betrug der Reinertrag in orthopädischen Praxen  im Jahr 2021 bei etwa 362.000 Euro pro Praxis, was rund 8 % über dem Durchschnitt aller ambulanten Praxen liegt. Der Durchschnittsumsatz lag bei rund 805.000 EUR. Der Reinertrag entspricht nicht dem Reingewinn, da der Reinertrag wichtige Kostenpositionen wie Investitionen in Geräte oder auch Ausgaben für Versicherungen und Altersvorsorge nicht mit einbezieht. 

Fachärzte und Fachärztinnen für Unfallchirurgie und Orthopädie sind wichtiger Leistungsbereich der ambulanten Versorgung. Die Spezialisierung auf die Handchirurgie bietet niedergelassenen Orthopäden die Chance, sich eine attraktive und lukrative Patientenklientel zu erschließen. Da nur relativ wenige ambulant tätige Orthopäden über die Zusatzqualifikation Handchirurgie verfügen, ergibt sich ein Wettbewerbsvorteil, der insbesondere zur Gewinnung von privat versicherten Patienten genutzt werden kann. Es ist anzunehmen, dass das Einkommen von orthopädischen Praxen mit einem Schwerpunkt in der Handchirurgie daher signifikant über den durchschnittlichen Einkommenswerten solcher Praxen liegt.


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